Rezension

Enttäuschend

Amor-Trilogie 03: Requiem - Lauren Oliver

Amor-Trilogie 03: Requiem
von Lauren Oliver

Cover:
Das Cover passt wunderbar in die Reihe und das gelb wirkt hell und erfrischend, sodass man sofort an einen Neuanfang denken muss.

Meinung:
Ich habe mich über ein Jahr auf dieses Buch gefreut. Also wirklich richtig, richtig gefreut, es herbeigesehnt und schon im Mai letzten Jahres vorbestellt, weil ich es kaum noch erwarten konnte. Was ich dann bekam, konnte diese Vorfreude ansatzweise stillen, lässt mich aber doch eher unzufrieden und wenn ich ehrlich bin enttäuscht zurück.
Zu Beginn sei gesagt: diejenigen, die den ersten Teil „Delirium“ schon langweilig fanden und der Meinung waren, dass die Handlung nicht aus dem Tritt kommt: lasst von dem dritten Teil die Finger. Er ist noch langsamer im Handlungsfortgang und noch weniger actionreich, als man es sich von einem Reihenabschluss mit angekündigtem Aufstand versprechen kann. Wer aber den ersten Teil okay fand und ihn mochte, wird zumindest die ersten 250 Seiten sehr mögen. Für alles danach übernehme ich keine Verantwortung.
Lena lebt noch immer mit den Widerständlern in der Wildnis und ist hin und her gerissen. Zwischen Julian, der sie liebt und für sie da ist und den sie in dieses neue Leben gedrängt hat. Und zwischen Alex, der sie ignoriert und sie abweist, obwohl sie nichts lieber will, als wieder in seiner Nähe sein. Es finden Besprechungen statt, wie es nun mit der Gruppe weitergehen soll und wie sie die Vorgänge in der Stadt aufhalten können.
Ein weiterer Erzählpart ist von Hana, Lenas Freundin, die nun mit dem Sohn des Bürgermeisters verheiratet werden soll und mehr über seinen Charakter und seine Vergangenheit herausfindet, als ihr lieb ist.
Zugegeben: es passiert 250-300 Seiten lang eigentlich nichts. Es wird sehr detailliert beschrieben, wie Hana ihre Hochzeitsvorbereitungen tätigt, wie es ihr in der Zeit ergangen ist, als Lena verschwunden ist und wie sie mit dem Eingriff umgeht. Auch wird sehr detailliert das Leben von Lena in der Wildnis beschrieben und ihre Probleme mit Alex und Julian.
Das Ganze kann man gut finden, oder nicht. Es liest sich wirklich schön. Ich habe die Seiten sehr schnell weglesen können und es hat Spaß gemacht, mal wieder etwas von Hana zu lesen, weil ich nicht damit gerechnet habe, dass man als Leser noch einmal etwas von ihr hört.
Der Knackpunkt an der Sache ist nur: die Handlung geht nicht voran. Das, was bei Lena passiert, bewegt sich auf demselben Fleck wie in Band 2. Auch die Dinge, die bei Hana passieren, reißen einen nicht wirklich vom Hocker. Teilweise sind sie sehr vorhersehbar, oder einfach auch nur Alltagstrott. Es kommt KEINE Spannung auf, nicht auf einer einzigen Seite. Die Handlung dümpelt rum und dümpelt und dümpelt und nichts passiert. Das für den Teil, der eine Reihe abschließen soll und wo wirklich jeder auf DEN großen Showdown wartet, finde ich sehr schwach.
Ich möchte nochmal sagen, dass ich die Handlung nicht schlecht fand. Sie ist sehr langsam und dreht sich im Kreis und wirkt eher wie ein schwacher zweiter Teil oder wie ein sanfter Auftakt, so wie es bei Band 1 war, was nicht schlecht ist, wenn es eben nicht der dritte Teil ist, wo man schlichtweg mehr erwartet.
Auch das Geheimnis um Lenas Mutter wird aufgelöst, was mir leider viel zu willkürlich und konstruiert war. Es passiert durch Zufall. Und Zufälle in Geschichten mag ich nicht, weil sie meist darauf hindeuten, dass der Autor keine bessere Idee hatte, die man mit irgendwelchen Handlungsfäden untermauern konnte.
Das alles hätte ich ja noch irgendwie verkraften können. Auch wenn ich mich immer wieder gefragt habe, wo das alles hinführen soll, weil ja nichts passiert. Aber das, was dann am Ende passiert ist, macht mich leider doch ein wenig stinkig. Denn das, was Lauren Oliver als Ende präsentiert hat, ist kein Ende.
Plötzlich beginnen lauter Aufstände, alles geht drunter und drüber und man fragt sich, wie aus dem dümpelnden Etwas plötzlich diese hektische Stimmung entstehen konnte. Irgendwas ist da an mir vorübergegangen, was schlichtweg nirgendwo im Text vorhanden war.
Tja, ich sag es jetzt mal wie es ist: die Handlung hört MITTEN IM GESCHEHEN auf. Da liest man 300 Seiten, wo NICHTS passiert und dann, als es endlich spannend wird und das passiert, was man von dem letzten Band der Reihe erwartet, hört das Buch mittendrin auf.
Was wird aus Hana? Was wird aus Lena und ihren beiden Typen? Was wird überhaupt aus dem ganzen Widerstand? Wo sind Lenas Verwandte hin und wieso haben sie Grace einfach so sich selbst überlassen? Was wird aus Hanas Verlobten? Was wird überhaupt aus der Krankheit, wie gehen die Menschen damit um, dass sie nur belogen wurden? Wie geht es mit so einer Gesellschaft weiter?
Das ist doch blöd! Diese offenen, losen Handlungsfäden machen mich wütend, weil so eine Reihe nicht auf diese Art aufhören sollte. Mit der lahmen Handlung hätte ich mich allemal anfreunden können, wenn der Rest nicht so lieblos und unkreativ hingeklatscht worden wäre.
Ich möchte diesem Buch nicht nur zwei Sterne geben, weil ich mich so sehr drauf gefreut habe und nicht möchte, dass diese Reihe, die ich so sehr mochte, auf diese unschöne Art endet, aber drei Sterne hat das Buch einfach nicht verdient, so sehr ich es versuche. Auch wenn ich die Handlung  trotz Langatmigkeiten, die zu nichts führten, nicht schlecht fand. Der Abschluss ist dieser Reihe unwürdig und das ist leider Fakt.

Fazit:
Leider ein Buch, was für einen Reihenabschluss mehr als enttäuschend ist. Das Ende ist undurchdacht und offen, woran auch die Kurzgeschichte von Alex als Anhang nichts ändern kann. Die Handlung davor ist sehr langsam und es passiert nicht viel, was aber durch sympathische Charaktere und einen wunderbaren Schreibstil gerettet werden kann, jedoch reicht das allein leider nicht aus. Der erwartete Showdown bleibt aus und es endet eigentlich genau da, wo wir in Band 1 angefangen haben, nur dass jetzt viele unbeantwortete Fragen durch meinen Kopf wuseln, auf die ich gerne verzichtet hätte.