Rezension

Enttäuschend

Wie man eyn teutsches Mannsbild bey Kräfften hält - Jürgen H. Fahrenkamp

Wie man eyn teutsches Mannsbild bey Kräfften hält
von Jürgen H. Fahrenkamp

Hans J. Fahrenkamp will mit dem Buch in die europäische Küche des Mittelalters einführen, die Rezepte kommen meist aus dem "Heiligen Römischen Reich deutscher Nation". Die Rezepte umfassen Gerichte aus den Bereichen Suppen, Fisch, Wild, Geflügel, Fleisch, Saucen, Eier, Gemüse, Brot, Nudeln, Knödel, Backwaren und Süssigkeiten. Der Autor gibt auch noch eine allgemeine Einführung in die mittelalterliche Küche, sowie Erläuterungen zu den verschiedenen Rezeptgruppen.

Von Haus aus ist der Autor "Fachjournalist für Essen und Trinken" und somit kein Historiker, und das merkt man. Einige Rezepte hat er für die moderne Küche abgewandelt. Dies lässt sich bei historischen Rezepten kaum vermeiden, wurde hier aber nicht immer gut gemacht. Beispiel gefällig? Es gibt so einige Rezepte mit Sago (!!!). Sago wird aus der Sagopalme gewonnen und diese ist bekanntlich in Indonesien beheimatet. Meines Wissens begannen die Handelsbeziehungen zwischen Europa und Ostasien erst in der Frühen Neuzeit, so dass Sago kein Bestandteil der mittelalterlichen, europäischen Küche gewesen sein kann.

Weiterhin glänzt der Autor durch mangelndes historisches Wissen, oder er will mit voller Absicht ein falsches Bild des Mittelalters vermitteln. Ich zitiere: "Selbst ein tellergroßes Steak, das uns heute als das Maximum dessen erscheint, was ein Mensch essen kann, wäre für unsere Vorfahren im Mittelalter gerade soviel gewesen, um einen hohlen Zahn zu stopfen. Und bei einer Tracht (Gang) mit Braten blieb es nicht." Der Autor schwadroniert von Gelagen mit Fleisch und erfolgreichen Jagdgesellschaften und vermittelt dadurch den Eindruck, der gemeine Europäer des Mittelalters hätte jeden Tag Fleisch in Mengen verzehrt und wäre anschliessend zur Jagd gegangen, um Nachschub zu organisieren. Ob der Autor schlicht nicht weiß, dass die meisten Menschen im Mittelalter Bauern waren, und diese (wenn sie Glück hatten) höchstens einmal pro Woche Fleisch aßen (meist seltener) und gar nicht jagen durften, da das Jagen Privileg des Adels war? So vermittelt der Autor nicht nur einmal ein romantisierendes Bild des Mittelalters, das historisch gesehen einfach falsch ist und bereichert den Speiseplan durch Nahrungsmittel, die zu dieser Zeit in Europa unbekannt waren.

Aber,mag der geneigte Leser nun einwenden, wenn die Rezepte gut sind reicht das doch, es ist ja ein Kochbuch. Nein, das reicht nicht, denn das Buch will ein historisches Kochbuch sein, und die von mir ausprobierten Rezepte waren nicht wirklich überzeugend. Fade und langweilig würde eher passen. Ich bin wahrlich kein Profikoch, glaube aber behaupten zu können, dass ich ganz ordentlich kochen kann. Die Ergebnisse meines  Nachkochens waren einfach enttäuschend. Das gleiche Urteil kann man über das ganze Buch fällen.

Fazit: Enttäuschend.