Rezension

Enttäuschend flach

Endgame: Die Auserwählten
von James Frey

Bewertet mit 2.5 Sternen

Wenn man als Verlag ein Buch dermaßen hypt, wie es mit "Endgame" geschehen, sind natürlich die Erwartungen groß. Mich hat neben dem ansprechenden Inhalt auch die Ankündigung neugierig gemacht, dass es eine neue Art von Buch ist, die andere Medien involviert. Sei es Computerspiel, Social Media, Film ect. Und natürlich die Möglichkeit ein spannendes Rätsel zu lösen. Der Autor wurde sogar als "Medienvisionär" (spiegelonline, 18.07.2014) beschrieben. Das klang einfach großartig, vor allem da der Buchmarkt zum Teil im Umbruch ist und neue Möglichkeiten gesucht werden für eine Medienkonvergenz.

Aber zurück zum Buch. Das Cover ist aufwendig gestaltet und erst wenn man es in den Händen hält merkt man die Besonderheit: die Symbole sind erhaben und fühlen sich fast an wie Blindenschrift. Auch im Buch sind immer wieder auf einzelne Seite geheime Symbole abgebildet. Am Ende des Buches gibt es eine lange Liste von links, die sicher für die Erfüllung des Rätsels wichtig sind.

Der Roman erzählt die Geschichte von 12 jungen Menschen, die auserwählt sind das Endgame zu spielen. Ihnen wurde erzählt, dass nur die Sippe des Gewinners das Ende der Welt überleben wird. Die 12 Spieler werden nicht zufällig ausgewählt sondern wurden schon ihr Leben lang darauf trainiert. Denn die 12 Ethnien, Familien, Sippen wissen schon seit Jahrhunderten, dass es das Endgame geben wird, nur nicht wann. Alle 12 treffen in China zusammen, um sich dann allein oder in kleinen Gruppen den Rätseln zu nähern und nebenbei noch paar Mitkonkurrenten auszuschalten.

Dieses Spiel ist spannend geschrieben. Leider blieb dabei für mich die Tiefe auf der Strecke. Weder die Charaktere gewannen wirklich an Tiefe, auch die Hintergrundgeschichte wirkte auf mich sehr konturlos und wenig nachvollziehbar. Dafür darf sich jeder erfreuen der blutiges Gemetzel mag, das versteht der Autor, dies sehr anschaulich zu beschreiben. Dabei hatte ich persönlich weniger ein Problem mit der Brutalität (obwohl ich es für ein Jugendbuch nicht angemessen finde), sondern eher mit der Gefühllosigkeit der Protagonisten, die das tun.  Es erinnerte mich sehr an Computerspiele, man bringt jemanden um und läuft weiter, ohne irgendeine Reflexion. Vielleicht ist das auch das Problem des ganzen Buches, denn es hat ja nicht unbedingt den typischen Leser als Zielgruppe, sondern auch Cineasten und Computerspieler, denn das soll ja alles verknüpft werden.  Das ist aber das Problem mit jedem Produkt, was zu viele Zielgruppen involvieren will, es bleibt konturlos.

Die Idee der Geschichte gefällt mir, nur wurden meine Gefühle kaum angesprochen und das sollte eine guter Roman immer. Aber auch wenn man sich weniger auf den Inhalt, sondern das Buch als neue Möglichkeit sieht, den Roman in Konvergenz mit anderen Medien sieht, ist das Printexemplar für auch dort grandios gescheitert.  In Zeiten, wo die meisten Menschen mit Ihrem Smartphone online sind, ist es einfach altmodisch, am Ende des Buches die ganzen links untereinander aufzuschreiben. Den ersten link öffnete sich nicht auf meinem Handy, der zweite war nicht Handy optimiert.  Da hatte ich schon keine Lust mehr. Außerdem gibt es QR Codes, die einige Verlage schon erfolgreich vor allem bei Sachbüchern anwenden. Wieso schafft das nicht ein Buch, was groß als die neue Zukunft der Bücher gepriesen wird. Das Rätsel lösen habe ich dann nicht nur wegen dieser Hindernisse aufgegeben, sondern hautsächlich deswegen, weil ich nicht wusste, wie. Rätsel sollten ja nicht zu einfach sein, gleichzeitig sollte daraus auch kein Fulltime-Job werden. Also nebenbei zwischen Lesen und Alltagsleben kommt man bei diesem Rätsel nicht weiter.

Dieses Buch kann ich nur für Leser empfehlen, die spannende Verfolgungsjagden mögen und blutige Kämpfe.