Rezension

Enttäuschend, oberflächlich und klischeebeladen

Liebe geht durch alle Zeiten. Edelsteintrilogie 01. Rubinrot - Kerstin Gier

Liebe geht durch alle Zeiten. Edelsteintrilogie 01. Rubinrot
von Kerstin Gier

Bewertet mit 2 Sternen

Viele Leser lieben Kerstin Giers Edelsteintrilogie – nachdem ich nun Rubinrot gelesen habe, muss ich sagen, dass ich die Begeisterung nicht nachvollziehen kann. Die Geschichte war insgesamt platt, klischeebeladen und nach einem Spannungsbogen habe ich leider auch vergebens gesucht.

Einige Worte zum Inhalt

Gwendolyn ist sechzehn Jahre alt und weiß nicht, dass sie das Zeitreise-Gen ihrer Familie geerbt hat. Jedenfalls bis sie sich plötzlich in der Vergangenheit wiederfindet. Die Umstände führen sie zu einem Geheimbund, dem auch der gutaussehende Gideon angehört – und plötzlich tut sich eine Welt der Geheimnisse und Bedrohungen auf.

Meine Meinung

Hm. Ja. Prinzipiell finde ich die Idee sehr interessant. Zeitreisen empfinde ich zwar als schwieriges, jedoch auch sehr dankbares Thema. Beste Grundvoraussetzungen also für ein Fantasy-Jugendbuch. Leider jedoch konnte mich Rubinrot nicht überzeugen. Die Gründe dafür? Ich weiß eigentlich kaum, wo ich anfangen soll.

Beginnen wir mal bei den Charakteren. Gwendolyn, die Protagonistin, ist mir ganz schön auf den Keks gegangen. Sie ist lediglich oberflächlich ausgearbeitet, reagiert in so einigen Situationen vollkommen unangemessen, von ihrer Gefühlswelt erfährt man – natürlich bis auf ihre Schwärmerei für Gideon – nicht viel. Manchmal kam sie mir geradezu dumm vor. Im Gegensatz dazu ist ihre Freundin Leslie scheinbar eine Intelligenzbestie (denn sie lässt einige ziemlich hochtrabende Sätze vom Stapel), auch wenn dies für mich in keiner Weise ins Bild passt, da sie sich meist wie ein stereotypes Schulmädchen aufführt. Und Gideon … von Gideon möchte ich eigentlich gar nicht erst anfangen, da er so klischeebeladen ist, dass mir fast übel wird. Gutaussehend, charmant, abweisend, begabt … kommt einem doch bekannt vor, oder? Auch die restlichen Charaktere sind ähnlich schlecht ausgearbeitet. Der einzig sympathische Charakter blieb für mich Tante Maddy.

Kerstin Gier hat es leider nicht geschafft, einen ordentlichen Spannungsbogen aufzubauen. Gerade ist man mitten im Geschehen, schon endet das Buch, und es wurde lediglich ein einziges Geheimnis gelüftet, was ich im Rahmen dieser Geschichte doch sehr dürftig finde. Natürlich ist dies der Auftakt zu einer Trilogie, nichtsdestotrotz sollte ein Buch in sich abgeschlossen sein und nicht mitten in der Handlung plötzlich abbrechen.

Die Liebesgeschichte zwischen Gwendolyn und Gideon konnte ich absolut nicht nachvollziehen. Ich fand sie leider fürchterlich umgesetzt und erneut massiv klischeebeladen. Auf mich wirkte das Ganze eher lächerlich.

Ich musste an die Kostümparty im letzten Jahr denken, die Cynthia gegeben hatte. Ich war in Ermangelung eines besseren Einfalls als Bushaltestelle gegangen und hätte am Ende des Abends am liebsten mit meinem Schild um mich geschlagen, weil jeder mich nach dem Fahrplan fragte.” – S. 202

Leider war ich auch von Kerstin Giers Schreibstil sehr enttäuscht. Alles blieb so hölzern, eine Floskel jagte die nächste, die Dialoge waren ein Graus (oft habe ich mich gefragt, wer denn tatsächlich so spricht) und der Versuch, Humor einzubringen, ist kläglich gescheitert.

Dass Rubinrot ein Jugendbuch ist, entschuldigt in meinen Augen weder die inflationäre Verwendung von Klischees noch einen derart unterirdischen Schreibstil. Ich habe schon so viele gute Jugendbücher gelesen, doch dieses war leider keines davon. Mit zehn Jahren hätte ich die Geschichte bestimmt toll gefunden – aus heutiger Sicht ist Rubinrot allerdings eher ein Reinfall. Ob ich die Folgebände lesen werde, weiß ich noch nicht. Einerseits interessiert es mich, wie die Geschichte weitergeht (denn momentan habe ich das Gefühl, nur ein halbes Buch gelesen zu haben), andererseits bin ich mir unsicher, ob ich mir noch zwei weitere Bücher dieser Art antun möchte (und vor allem: ob ich dafür tatsächlich Geld ausgeben will). Na ja, mal schauen.

Fazit

I am not amused. Rubinrot war gar nichts für mich, da es so mit Klischees überladen ist, die Charaktere eindimensional bleiben, es keinen Spannungsbogen gibt und Kerstin Giers Schreibstil meinen Ansprüchen definitiv nicht entsprochen hat. Sehr schade, da ich so viel Gutes über das Buch gehört und mich sehr darauf gefreut habe. Dementsprechend fällt meine Wertung leider nicht sehr positiv aus – Rubinrot erhält von mir nur schwache zwei Sterne.