Rezension

Enttäuschend, unglaubwürdige Personen, unwahrscheinliche Handlung

Das Küstengrab
von Eric Berg

Bewertet mit 2 Sternen

Dies ist nach meiner Einschätzung kein Kriminalroman, sondern ein Psychothriller, der mich aus verschiedenen Gründen enttäuscht hat, um so mehr, nachdem mir 'Das Nebelhaus' so gut gefallen hat. Empfehlen kann ich ihn leider nicht.

Was ich zu bemängeln habe, hat schließlich dazu geführt, dass ich ab der Mitte Teile überflogen und nur noch ausgewählte Abschnitte gelesen habe, allerdings zähneknirschend.

Es gibt drei Zeitebenen: die vor über 20 Jahren, als etwas Schlimmes passierte, die vor drei Monaten, als die Hauptperson Lea als Folge eines Unfalls (?) ihr Gedächtnis teilweise verlor und die von heute, wo sie wieder auf die Insel Poel (Mecklenburg) zurückkehrt, um herauszufinden, warum sie dort hingefahren ist. Das wirkt verwirrend und man muss sich immer wieder neu orientieren. Das gilt auch für die Erzählperspektive, die ständig vom Ich-Erzähler zur 3. Person wechselt.

Was aber gar nicht geht, ist die ungeschickte Darstellung und Entwicklung der Personen. Mit ihnen steht und fällt ein Roman. 'Show, don't tell!' Sie können ruhig unsympathisch sein, aber man möchte ihre Vergangenheit zwischen den Jugendfreundschaften und 'heute' nicht aus einer Art gerafftem Lebenslauf erfahren, wie es hier teilweise der Fall ist.

Außerdem fand ich die Personen unglaubwürdig in ihren Verhaltensweisen und die Auflösung am Schluss leuchtet so gar nicht ein und ist völlig unwahrscheinlich. Noch dazu fand ich die Personen teilweise klischeehaft, hölzern oder überzeichnet: Mike, Jacqueline – fehlt übrigens noch 'Kevin' ;-)

Unglaubwürdig und kindisch fand ich die Hauptperson Lea, die nach ein paar Blicken und Küssen, nach ein wenig fürsorglichem Verhalten dies so einordnet: "Pierres Liebe traf genau den richtigen Nerv und heilte die schmerzhafteste von meinen Wunden." (S. 189) Grammatisch heißt es übrigens: … meiner Wunden'. Aber wir wissen ja: 'Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod'.

Ich zitiere aus diesem Buch (S. 202) und nicht aus einem Adelsroman: "… füllte zwei sehr elegante Gläser." Jetzt überlege ich die ganze Zeit, ob meine Gläser elegant, SEHR elegant oder gar nicht elegant sind ;-)

Der Gerechtigkeit halber muss ich allerdings hinzufügen, dass es auch sprachlich schöne, treffende Beschreibungen der Natur dieser Insel gibt. Aber das reißt es dann auch nicht mehr heraus.

Und nun beende ich diese Rezension und gehe lecker italienisch essen, wobei mir noch ein Zitat aus dem Buch einfällt (S. 228): "Die Wangen waren weiß und speckig wie Mozzarella."