Rezension

Enttäuschendes Finale

Die Auslese - Joelle Charbonneau

Die Auslese - Nichts ist, wie es scheint
von Joelle Charbonneau

Die ersten beiden Bände der Die Auslese-Trilogie hätten unterschiedlicher nicht sein könnten. Nur die Besten überleben ist aktiongeladen, temporeich, blutig, spannend. Nichts vergessen und nie vergeben ist ruhig, voller Intrigen und politischer Machtkämpfe. Im ersten Band musste Cia zusammen mit ihrem Freund Tomas bei der Auslese um ihr Leben kämpfen. Im zweiten musste sie lernen, dass blindes Vertrauen in Tosu Stadt tödlich sein kann. Der Auftakt konnte mich begeistern, der Mittelband war eine herbe Enttäuschung. Wie lässt sich das Finale der Trilogie einordnen?

In Nichts ist, wie es scheint steht nun ein Bürgerkrieg bevor. Die Gesellschaft ist unruhig und unzufrieden und Cia möchte stärker denn je die Auslese beenden. Auch dieser Band spielt auf dem Universitätscampus und es geht wieder mehr um Intrigen, Vertrauen, Lügen und Verrat als wirklich um actionreiche Spannung. Es geht um die Frage, wem Cia vertrauen kann. Er erinnert deutlich mehr an Nichts vergessen und nie vergeben als an Nur die Besten überleben, was ich sehr schade finde. Ich hatte gehofft, dass das Finale fulminanter wird und wieder mehr zu seiner ursprünglichen Spannung zurückfindet, statt noch politischer zu werden.

Im zweiten Band hat mich gestört, wie sehr sich Cia zur Superheldin entwickelt hat, der alles gelingt und die alles weiß. In diesem Band ist sie nicht mehr ganz so perfekt, sie ist unsicher, überlegt viel, zweifelt.  Ein Großteil des Plots dreht sich um Cias Moral beziehungsweise ihr Gewissen und um die Sorgen, die sie sich macht. Kann sie töten, um ihr Ziel zu erreichen? Ist ihr Bruder Zeen bei den Rebellen sicher oder in gefahr? Welche Konsequenzen wird Damones Verschwinden haben? Kann sie der Präsidentin vertrauen? Wer sind die Rebellen eigentlicht? Tut sie das Richtige? Dadurch entstehen einige Längen und dadurch rücken auch die Geschichten der Nebenfiguren in den Hintergrund. Es ist schade, dass die Nebenfiguren - selbst Tomas und Will - so blass bleiben und so wenig Raum zur Entfaltung bekommen und die Autorin sich stattdessen nur auf Cias Gedankenwelt konzentriert.

Nichts ist, wie es scheint ist wieder sehr ruhig, sehr politisch, sehr langatmig. Auf eine große Überraschung am Ende habe ich vergebens gewartet und irgendwie empfand ich das Ende als eher unbefriedigend, mit einem schalen Beigeschmack. Warum genau das so ist, kann ich nicht sagen. Vielleicht hatte ich einfach zu hohe Erwartungen. Alles in allem bin ich enttäuscht von dieser Trilogie, die so großartig gestartet ist.

(c) Books and Biscuit