Rezension

Enttäuschung des Jahres

Die Stille vor dem Tod
von Cody Mcfadyen

Bewertet mit 1.5 Sternen

Lange habe ich auf ein neues Buch von Cody McFadyen gewartet. Umso größer war die Vorfreude, als ich „Die Stille vor dem Tod“ endlich in Händen hielt. Ich bin ein Fan guter Thriller, die gerne auch blutig und hart sein dürfen. Chris Carter und Karin Slaughter gehören neben McFadyen zu meinen Favoriten. Ich kenne alle Vorgängerromane um die Ermittlerin Smoky Barrett und weiß, dass der Autor von Buch zu Buch noch eine Schippe drauflegen kann.
Leider wurden meine Erwartungen nicht erfüllt; schlimmer, die Enttäuschung wuchs von Kapitel zu Kapitel. Es gab eine Vielzahl an Gründen dafür.
Der Plot ist von vorne bis hinten voller Lücken, Brüchen, Unglaubwürdigkeiten. Ohne der Story vorweg zu greifen kann man sagen, dass die Geschichte  auf mindestens zwei Bücher angelegt ist, also mitten drinnen abrupt abbricht. Wer das vorher nicht weiß, ist sicherlich frustriert. Aber auch innerhalb dieses Buches geschehen so viele Dinge, die man nicht erklärt bekommt oder die einem einfach als Tatsache vorgesetzt werden, dass geübte Thrillerleser damit nicht zufrieden sein können.
Es gibt keine Spannungskurve. Im ersten Viertel geschehen die ersten Morde und es kommt durch den mutmaßlichen Mörder zu einer Art vorgezogener Showdown in dessen Verlauf der Leser mit so vielen Abscheulichkeiten, bestialischen Morden, Leichen, gequälten Lebenden und Toten konfrontiert wird, dass es für gut und gerne fünf Bücher gereicht hätte. (Dieses Schema wird zwischendurch immer wieder mit neuen berichten irgendwelcher Mörder fortgesetzt, wobei die Grausamkeit und Abartigkeit mir irgendwann fast zu viel wurde.) Danach verliert die Story erst mal jede Spannung und über zwei Drittel des Buches passiert nichts, was mit Ermittlungen oder Mörderjagd auch nur entfernt zu tun hätte. Am Ende wird zwar wieder jemand verhaftet, aber das ist so langatmig und unspektakulär, dass es eines McFadyen-Thrillers eigentlich unwürdig ist. Es kam mir vor, als hätte er sein ganzes Feuerwerk schon am Anfang verschossen.
Es bleiben eine Vielzahl an Fragen, Ungereimtheiten und losen Enden. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass nicht alles im nächsten Band erklärt oder auch nur aufgegriffen wird.