Rezension

Er ist einfach da - und leuchtet!

Elefant - Martin Suter

Elefant
von Martin Suter

Skurril, das war ein erster Eindruck, den ich von diesem Buch nach der Vorschau und dem Klappentext bekommen hatte. Aber das ist nur ein Aspekt dieses Romans und zudem ein recht kleiner.
Ja, es mutet skurril an, dass ein in Geldnöten schwebender Zirkusdirektor sich von einem Genforscher gegen das Versprechen einer größeren Geldsumme auf ein verrückt anmutendes Experiment einlässt. Roux, der Forscher, will einer der Elefantenkühe des Zirkus mittels künstlicher Befruchtung und zuvor erfolgter Genmanipulation zu ganz besonderem Nachwuchs verhelfen. Einen Tierarzt, der das Experiment begleitet, hat Roux auch gefunden.

Schoch lebt in Zürich auf der Straße oder besser in einer Höhle, die sich am Uferweg des Flusses gebildet hat. Was er nachts plötzlich entdeckt, als er mit einem gehörigen Alkoholpegel aufwacht, kann er nicht glauben. Hat er Entzugserscheinungen? Aber nach seiner eigenen Feststellung kann es das nicht sein, denn getrunken hat er genug. Hat also ein Kind seine Höhle entdeckt und dort sein Spielzeug verloren? Doch so oft Schoch die Augen auch verschließt in dieser Nacht, sobald er sie wieder öffnet steht dieser rosafarbene und leuchtende Mini-Elefant wieder in der Ecke. Und ist beileibe kein Spielzeug, sondern sehr lebendig.

Kaung ist schon seit vielen Jahren im Zirkus als Wärter für die Elefanten angestellt. Elefantenflüsterer trifft aber seine Einstellung zu all seinen Schützlingen sehr viel besser und so ist es auch nicht verwunderlich, dass er Roux und dessen Plänen mit großem Argwohn gegenübersteht. Das Experiment zu verhindern gelingt ihm nicht, aber er sorgt dafür, dass Roux von der Geburt zunächst nicht erfährt und aufgrund falscher Aussagen an das Scheitern seines Experiments glaubt.

Schoch hat nun diesen kleinen Elefanten – und er übernimmt plötzlich Verantwortung für ein anderes Lebewesen. Diesen kleinen Elefanten will und muss er beschützen, daran besteht für ihn kein Zweifel, auch wenn seine Beweggründe auch für ihn selbst erst einmal im Dunkel bleiben. Hilfe erfährt er dabei durch die Tierärztin Valerie, die schon sehr bald eine Vertraute für ihn wird.

Zwischen diesen Protagonisten entwickelt sich eine teilweise sehr verrückte und damit auch manchesmal sehr amüsante (Verfolgungs-)Jagd, die spannend auf der einen Seite und sehr anrührend auf der anderen Seite erzählt wird.
Dabei sind die Seiten GUT und BÖSE sehr klar verteilt und erkennbar. Schoch und Kaung sind zweifelsfrei die Guten, auch Valerie gehört dazu. Roux und bedingt auch der Zirkusdirektor sind die Bösen, denen man auch als Leser sehr misstrauisch gegenüber steht. Und ohne dass man es bewusst will, beginnt man sich mit dem Thema Gentechnik zu beschäftigen und versucht, eine eigene Position dazu zu finden. Angenehm fällt dabei auf, dass die Thematik sehr verständlich dargestellt wird und der Autor uns einen informativen Einblick liefert. Und ebenso angenehm, dass Suter es dem Leser überlasst, welcher der beiden konkurrierenden Sichtweisen er sich anschließen will.

Ein Buch für den Kopf und für das Herz – unbedingt lesen. Mich hat der kleine rosa Elefant sehr berührt.