Rezension

Erfolgreich versenkt

Atlantia - Ally Condie

Atlantia
von Ally Condie

"In einer Welt, die in Wasser- und Landbevölkerung aufgeteilt ist, werden die Zwillingsschwestern Rio und Bay durch einen Schicksalsschlag getrennt. Bay tritt ihre Reise zur Oberfläche an. Rio bleibt in Atlantia zurück. Um ihre Schwester wiederzusehen, muss sie herausfinden, warum Wasser und Land getrennt wurden und welche wunderbare und zugleich zerstörerische Gabe die Frauen der Familie verbindet."

Ja, der Klappentext verspricht in wenigen Sätzen eine wirklich interessante Story. Ein Schicksalsschlag! Geheimnisse! Vielleicht sogar Intrigen! Womöglich auch spannende Charaktere!

Gut, ich gebe es zu: Außerhalb der Lovelybooks-Challenge hätte ich vermutlich nicht zu dem Buch gegriffen, weil ich mich einfach zum Setting nicht wirklich hingezogen fühlte. Aber grundsätzlich war der Ansatz interessant und noch nicht allzu ausgelutscht. Ein Jugendbuch, ein wenig Fantasy oder wahlweise Science-Fiction, ein bisschen Dystopie und das alles in einer Unterwasserstadt. Und ein meiner Meinung nach richtig schönes Cover als äußere Verpackung. Es hätte so großartig werden können! Aber erstens kommt alles anders und zweitens... na, ihr könnt es euch ja denken.

Ich bin mit keinem einzigen der Charaktere warm geworden. Ausgerechnet die Protagonistin, Rio, blieb durchweg unsympathisch und vor allem egoistisch ("Niemand darf über meine tote Mutter sprechen! Niemand!"). Innerhalb der mehr oder weniger wichtigen Nebenfiguren gab es einige, die Potenzial gehabt hätten, aber selbst diese konnten mir nicht ans Herz wachsen. Soll heißen: Etwaige Verluste oder tragische Schicksale gingen mir sprichwörtlich am Allerwertesten vorbei. Und der Rest agierte schlicht naiv und dumm und hat sein Ende sowieso verdient. Oder, noch besser, wird zum Schluss des Buches schlichtweg übergangen, als hätte die Autorin ein paar Charaktere unterwegs vergessen. Na, passiert...

An diesem Eindruck ist der Schreibstil nicht ganz unschuldig. Vor allem die Dialoge wirkten, gerade zum Ende hin, eher platt als tiefgründig. Ungefähr so: "Es sind viele Menschen gestorben!" - "Oh nein!" ...zwei Zeilen später: "Ja, und sonst so? Alles frisch?" Auch der restliche Stil war eher simpel, mit zumeist recht kurzen Sätzen. Das ist sicherlich Geschmackssache, aber wirkte auf mich recht eintönig und langweilig.

Spannung kam allerdings auch im Allgemeinen kaum auf. Mehr als die Hälfte des Buches zieht sich stark in die Länge, ohne dass wirklich etwas Aufregendes passiert. Das scheint dann auch irgendwann der Autorin aufgefallen zu sein, deshalb hat sie alles, was sonst noch so passieren konnte (Action! Tragik! Versuchtes Gefühl!) in den Rest gequetscht, was zu noch plumperen Dialogen und so einigen unlogischen Stellen geführt hat. Letztendlich blieben wie erwähnt einige Figuren komplett auf der Strecke... na, aber Hauptsache, das Buch ist fertig?

Am Ende kann ich dem Buch aufgrund dieser Schwächen, die mich zum Teil wirklich aufgeregt haben (vor allem die schlechte Balance zwischen Langatmigkeit und Husch-Husch-Handlung) leider nur zwei Sterne geben.