Rezension

Ergreifende Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Holocaust

Abschied in Prag - Alyson Richman

Abschied in Prag
von Alyson Richman

Bewertet mit 5 Sternen

Alyson Richmans Roman "Abschied in Prag" wurde bereits 2011 in New York herausgegeben. Die deutsche Übersetzung erscheint 2017 im Diana Verlag. Prag, Ende der 1930er Jahre: Josef und Lenka sind Juden und kurz nach ihrer Hochzeit trennen sich ihre Wege durch den Einmarsch der Deutschen. Josef emigriert in die USA, arbeitet dort als Arzt und heiratet. Lenka wird erst Theresienstadt, dann weiter nach Auschwitz deportiert und entrinnt nur knapp dem Tod. Mit ihrem Mann, einem amerikanischen GI beginnt sie nach dem Krieg ein neues Leben in Amerika. Sechzig Jahre lang halten sie sich gegenseitig für tot, doch ihre Liebe stirbt nie. Das Unwahrscheinliche geschieht, sie begegnen einander auf der Hochzeit ihrer Enkel.

"Abschied in Prag" ist eine unglaublich berührende, dramatische und sehr bildhaft erzählte Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Holocaust. 

Dieses Buch ist gegen das Vergessen und wirkt beim Leser noch lange nach. Ich war gepackt von der Geschichte und habe den wunderbaren Schreibstil genossen. Natürlich nehmen die Passagen von den grauenhaften Schrecken des Holocausts erschütternde Formen an, aber es gibt auch so viele berührende Erfahrungen und emotional schöne Momente, dass man das Buch trotzdem sehr gerne liest. 

Die Schicksale gehen direkt ins Herz und beim Lesen wird deutlich, wie sehr Rassismus Menschen auf grausame Weise Schaden zugefügt hat und es noch immer tut. 
Lenka und Josef finden miteinander die große Liebe und nachdem sie jahrzehntelang getrennte Lebenswege gingen, glauben sie nicht mehr an ein Wiedersehen. Ihre Geschichte ist deshalb auch so anrührend, weil die Autorin reale Schicksale in ihrem Buch verarbeitet. Die Charaktere kommen absolut lebendig und glaubwürdig daher und man ist als Leser sehr nah bei ihnen. 

Auch die Schilderungen aus den Konzentrationslagern wirken sehr authentisch und gehen unter die Haut. Welche Erfahrungen Lenka und Josef in ihren neuen Ehen gemacht haben, stellt die gemeinsame Liebe nicht in den Schatten. Sie überdauert ganze sechs Jahrzehnte. 

Das Wiedersehen der beiden Protagonisten ist zwar etwas unwahrscheinlich, aber dennoch gibt es solche Zufälle und Fügungen im Leben. Man sollte nie die Hoffnung aufgeben, manche Menschen sind einfach füreinander bestimmt.

Der Schreibstil Alyson Richmans ist sehr bildhaft und zeigt viele Emotionen. Ich war davon gefesselt und habe die Kapitel verschlungen. 

Während sich Lenkas Schilderung um die 30er Jahre, um ihre Liebe zu Josef und zur Kunst und die Zeit in den Konzentrationslagern dreht, erzählt Josef seine Geschichte nach der Emigration und im jetzt. Dadurch kann man ihrer beider Lebensläufe wunderbar folgen. Josefs zweite Ehe mit Amalia, die gemeinsame Tochter und die Geburt des Enkels sind seine Meilensteine im Leben und werden auch so dargestellt, voller Emotionen und mit tiefer Liebe.   

Dieser Roman hat mich sehr aufgewühlt und die packende Kombination zwischen Liebesgeschichte und Holocaust-Grausamkeiten hat mich sehr berührt.