Rezension

Ergreifende surrealistisch geprägte Lebenserinnerungen der Malerin und vierten Ehefrau von Max Ernst

Birthday - Dorothea Tanning

Birthday
von Dorothea Tanning

Bewertet mit 5 Sternen

Dorothea Tanning war die vierte Ehefrau des Surrealisten Max Ernst, mit dem sie bis zu seinem Tode über dreißig Jahre zusammen lebte. Zehn Jahre später schrieb sie ihre Lebenserinnerungen nieder und sie gab ihnen den vielsagenden Titel 'Birthday'. So heißt auch das Bild, das bei der ersten Begegnung mit Max Ernst eine so große Rolle spielte und man darf das auch gerne im übertragenen Sinne verstehen.

Sie war selbst Malerin, aber man hat den Eindruck, dass sie an der Seite ihres so spät zu Ruhm gekommenen Mannes immer die zweite Geige spielte. Diese Lebenserinnerungen sind das einzige, was sie geschrieben hat und das finde ich besonders schade, denn sie hat ein großes Talent, sich poetisch auszudrücken.

So wie man ihre Gemälde dem Surrealismus zurechnet, darf man das getrost auch mit diesem Buch tun. Es ist poetisch, traumhaft, surrealistisch und man muss viel zwischen den Zeilen lesen. Sie malt mit Worten, reiht Assoziationen hintereinander und nicht alles ist einfach zu verstehen.

Sich selbst nimmt sie zurück, was erklärte Absicht ist. Im Vorwort schreibt sie, dass es ihr ein Bedürfnis war, über 'IHN' zu schreiben, 'diesen wahrhaft Großen', 'ihn so gegenwärtig und lebendig zu machen, wie ich ihn gekannt habe.' Zwischen den Zeilen schimmert immer wieder ihre Liebe durch, aber auch beißende Kritik an denen, die sich auf Max Ernst stürzten, nachdem er zu spätem Ruhm gelangt war. Das macht sie in einer so versteckten Art, dass man einiges leicht überlesen kann.

Am Ende beschreibt sie ihre Trauer in poetischen Worten, was ich sehr ergreifend fand, und ihren Weg zurück zur Kunst und ins Leben als Alleinstehende.