Rezension

Erkenntnisse im Pfadfinderlager

Die Herzen der Männer
von Nickolas Butler

Ein Zeitraum von etwa sechzig Jahren, zwei Familien, vier Generationen; dabei gibt es zwei Elemente, die sich wie ein roter Faden durch dieses Buch ziehen. Ein abgelegenes Pfadfinderlager in einem Wald, und ein Mann, der schon als Kind seinen Grundsätzen treu bleibt, Nelson.

 

Als Junge ist Nelson ein Außenseiter und darunter leidet er sehr. Er ist vor allem bei den Pfadfindern sehr strebsam. Im Erlangen von Abzeichen lässt er schnell alle anderen Jungen weit zurück. Er findet eher im Leiter des Lagers Kameradschaft, als unter Gleichaltrigen. Nur ein Junge, Jonathan, steht ihm manchmal aus unerklärlichen Gründen bei.

 

Nelson muss eine schwere Entscheidung treffen, und mit dem Ausgang dieser Entscheidung verändert sich sein ganzes Leben.

 

Die Geschichte setzt dann etwa 30 Jahre später wieder ein. Jonathan bringt seinen Sohn in dasselbe Pfadfinderlager, das inzwischen von Nelson geleitet wird. Der Junge bewundert den Kriegsveteran Nelson, der eher in der Lage ist ihm bleibende Werte zu vermitteln als sein eigener Vater.

 

Nach noch einmal ca. dreißig Jahren, begleitet Jonathans Schwiegertochter ihren Sohn ins Pfadfinderlager. Der Schauplatz ist derselbe geblieben, und der alternde Nelson steht dem Camp noch immer vor. Dramatische Ereignisse zeigen noch einmal, was in jedem der Beteiligten steckt.

 

Dieses Buch lässt sich schnell lesen. Vor allem Nelson, mit seiner aufrechten Haltung, wächst dem Leser schon bald ans Herz. Zwischen den Ereignissen, die anfangs eher zum normalen Alltag in einem Pfadfinderlager gehören, steht immer wieder die Frage im Raum: Was bedeutet es, ein Mann zu sein? Die moralischen Erwartungen an einen Pfadfinder sind hoch, und im ganzen Buch begegnet man immer wieder Männern, die von diesen Maßstäben nichts halten.

 

Neben dem Kampf um den Erhalt von Werten wie Treue, Disziplin und Hilfsbereitschaft, zeigt dieser Roman auch wie sich die Zeit im Laufe dieser sechzig Jahren verändert hat. Nicht nur, dass Söhne ihren Eltern weniger Respekt entgegenbringen, bei der Beschreibung des letzten Lagers spürt der Leser, dass die Ära der Pfadfinder ihrem Ende entgegengeht. Smartphones und andere Geräte haben die Freude an der Natur und der Gemeinschaft verdrängt.

 

Fazit: Nicht nur für Männer eine unterhaltsame und nachdenkliche Lektüre über die Schwierigkeiten und Herausforderungen des Mannseins.