Rezension

Erlebte Geschichte

Wenn Martha tanzt - Tom Saller

Wenn Martha tanzt
von Tom Saller

Bewertet mit 5 Sternen

Als Jenenser-Kind mit Großeltern, die in Weimar leben, und Eltern die an eben dieser Uni studiert haben, bin ich natürlich mit den Geschichten über die Bauhaus-Universität groß geworden. Und Geschichten über die Heimat faszinieren mich ja sowieso. Also kam ich an "Wenn Martha tanzt" praktisch gar nicht vorbei.

Und meine Erwartungen wurden auch voll erfüllt. Das Buch spielt zwar nur zu einem Teil in Thüringen und es macht auch mehr die Personen hinter der Institution zum Thema als den Ort an sich, aber es fühlt sich trotzdem wie ein Stück Heimat an.

Heimat, die in den 1930er Jahren einiges erlebt hat. Einen Wandel, der über ganz Europa hinweggefegt ist.

Tom Saller erzählt auf unglaublich knappe, nichtsdestotrotz intensive Art, wie seine Hauptfigur den Aufstieg der Nationalsozialisten und den Krieg, aber auch eine unheimlich kreative Welt im Bauhaus erlebt hat. Da die Geschichte auf einem (fiktiven) wiederentdeckten Tagebuch basiert, sind auch die Kapitel extrem knapp und aus kurzen Sätzen oder Wortgruppen bestehend aufgebaut. Die Informationen wirken geballt, aber teilweise auch lückenhaft. Das lässt dem Leser viel Spielraum für Interpretationen, aber auch, um die Bilder im Kopf lebendig werden zu lassen.

Der Schreibstil ist teilweise sehr bildhaft, voller Metaphern und an manchen Stellen fast poetisch.

Fazit:
Eine Geschichte, die man sicherlich schon öfter gelesen hat, wenn auch nie in dieser Form. Eindringlich, emotional und unbedingt lesenswert!