Rezension

Ernstes Thema angemessen aufgearbeitet

Apostelwasser - Regina Ramstetter

Apostelwasser
von Regina Ramstetter

Bewertet mit 5 Sternen

Der Passauer Kommissar Kroner, frisch und glücklich verliebt, ermittelt nun bereits das dritte Mal. Der Fall ist spektakulär, am Ufer der Ilz werden drei Gekreuzigte aufgefunden. Relativ schnell kommt die Mordkommission hinter die Identität der Opfer, alle drei sind direkt oder indirekt mit einem Missbrauchsskandal verbunden, sei es als Täter, sei es als Deckender. Und die Vertuschung geht nach wie vor weiter, Opfer werden ignoriert und als Lügner hingestellt, die Ermittlungen Kroners durch Kirchenober, aber auch Vorgesetzte behindert. Es bedarf also der ganzen Kaltschnäuzigkeit und Durchsetzungskraft seines Teams, um den Verantwortlichen für die Kreuzigungen zu finden.

Mit "Apostelwasser" packt Regina Ramstetter ein heißes Eisen an, die Missbrauchsfälle in katholischen Heimen, Internaten oder Kirchengemeinden, im konkreten Fall dem Internat der Regensburger Domspatzen. Doch es ist nicht allein der Missbauch, der den Leser schaudern lässt, ebenso die drakonischen Strafen, denne die Jungen dort ausgesetzt gewesen sind oder die Beschreibung der Würmer im Essen, das dennoch verzehrt werden musste, was immer wieder im Rückblenden aus der Sicht eines Opfers erzählt wird.  Aber der vielleicht schlimmere Skandal ist der Umgang der die Kirche mit diesen Vorfällen. Opferansprüche werden unter Hinweis auf die Nichtbeweisbarkeit der Missbrauchsfälle abgeschmettert, Untersuchungskommissionen bekommen nur ausgewähltes Material und werden (das ist leider Realität) von der Kirche abberufen. Insofern macht die Lektüre dieses Romans mehr als betroffen.

Nebenbei kommt aber auch das Privatleben der Figuren nicht zu kurz, Kommissar Kroner, der jetzt mit seiner seit Langem angeschmachteten Nachbarin zusammenlebt, werden weitere Avancen aus der Damenwelt zuteil, sein Mitarbeiter Benn bruhan erlebt gleich zwei Überraschungen.