Rezension

Erschreckend authentisch

Der Sandmaler
von Henning Mankell

Elisabeth und Stefan treffen sich zufällig kurz vor dem Abflug nach Afrika. Unabhängig voneinander haben sie die Reise gebucht und verbringen die Zeit in Afrika meist gemeinsam. Die beiden haben an und für sich nicht viele Gemeinsamkeiten,Stefan ist aus reichem Elternhaus mit einer Schwester, die als Model arbeitet. Elisabeths Schwester ist behindert, die Mutter alkoholkrank und der Vater im Job frustriert. So sind die Erwartungen auch völlig verschieden. Stefan will Pool, Luxushotel und die Frauen Afrikas geniessen, Elisabeth das Land fühlen, spüren und erleben.

Der Autor hat es geschafft, dass ich von der ersten Seite an gefesselt war. Er hebt nicht nur grandios die völlig verschiedenen Persönlichkeiten der beiden Hauptfiguren hervor,sondern zeichnet auch ein Bild Afrikas aus der Sicht der beiden Figuren,das unterschiedlicher nicht sein könnte. Für mich steht hinter dieser Beschreibung sehr viel Symbolik und hat mich nachdenklich gemacht und…ja auch berührt. Die Einstellung Stefans gerade im Hinblick auf den weiblichen Teil von Afrikas Bevölkerung hat mich abgestossen und angeekelt. Im Gegensatz zu Elisabeth geht es ihm um oberflächliches Vergnügen auf seiner Reise .Wie viele Menschen reisen so?Für wie viele scheint ein Land aus Luxushotels und Vergnügen zu bestehen .?Hier hat der Autor bei mir für sehr viel Stoff zum Nachdenken gesorgt.

Der Schreibstil Mankells ist einfach überwältigend. Mit wenigen Worten schreibt er gewichtig, wortgewaltig und eindrücklich.Immer wieder hatte ich das Gefühl, er lässt die Leser "zwischen den Zeilen "lesen und regt an über das Ungesagte nachzudenken. Als Beispiel kann ich anführen,dass ich das Gefühl hatte, dass Elisabeth vor der Reise leicht depressiv ist…doch der Autor deutet an und lässt die Auflösung auf diese Frage offen.

Sehr gut erhält man als Leser Einblick in die Infrastruktur, die Politik und die Bildung Afrikas.Auch der Kapitalismus ,der hier erschreckend real gezeichnet ist. wird thematisiert. Die krassen Gegensätze der Luxushotels zu den Wellblechhütten sind authentisch und erschreckend real. Ein kleiner Satz, der mich tief berührt hat, ist eine Szene, in der ein schwarzes Mädchen nach einer Liebesnacht mit Stefan nach Hause geht. 

Mich hat schon lange kein Buch so berührt,dies natürlich auch weil Henning Mankell authentisch die Situation in Afrika und die Sicht von gewissen westlichen Bewohnern skizziert.