Rezension

Erschreckend realistisch!

Wild - Lena Klassen

Wild
von Lena Klassen

Bewertet mit 4 Sternen

Die ersten achtzig Seiten haben mich leider etwas enttäuscht und ich musste mich ein wenig durchs Buch zerren. Die Handlung verlief zwar nicht schleppend und die Autorin versuche die Geschichte mit Witz aufzulockern und interessant zu machen aber so recht konnte ich mich nicht in die Protagonistin versetzten. Dann endlich machte es eine große Wende und ich war total gefesselt von Peas Geschichte, konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen so viel passierte immer auf einmal. Vorallem aber die große Vielfältigkeit beeindrucke mich, die immer wechselnden Orte, neue Personen deren Namen ich sehr gut Gesichtern und Charaktern zuordnene konnte. Vorallem aber begeisterte mich die Idee und der Schreibstil. Die Idee das Menschen zukünftig einmal Glück 'gespritzt' bekommen ist genial und eine schlaue Strategie vom Stadt, den nichts ist leichter kontrollierbar als glückliche, ruhige Menschen, Menschen fernab von "wilden Gefühlen", wie hier zum Beispiel Wut und Leidenschaft genannt werden. Dystopie würde ich es nicht nennen obwohl es auch etwas mit Politik und Unterdrückung im fernen Sinne zu tun hat. Wie obene schon genannt fand ich den Schreibstil einfach grandios. Lena Klassen schreibt sehr flüssig und vorallem bildlich, sie versucht aus einfach Situationen durch schöne Wortverstrickungen etwas Besonderes zu machen, das fand ich wirklich klasse. Aus dem Buch habe ich mir sehr viele wunderschöne Zitate herausschreiben können, da die Autorin sich wirklich bemüht hat aus jedem Satz etwas besonderes zu machen, das aber nicht gestellt oder aufgesetzt klingt. Somit war der Schreibstil für mich sehr abhebbar und hat auf jeden Fall Wiedererkennungswert. Das einzige das der Autorin nicht so Recht gelungen ist, was vielleicht noch wünschenwert gewesen ist: etwas Humor. Anfangs wurden leichte komische Andeutungen gemacht, die mich nicht so recht zum schmunzeln verleiten konnten und auch später blieb das leider, trotz einiger Versuche aus. Das hätte ich mir noch gewünscht, da gerade in Jugendbüchern so etwas sehr häufig vorkommt.
Peas, ein typischer Tollpatsch ist mir recht schnell ans Herz gewachsen, ich kontne ihre Handlungen nicht immer genau nachvollziehen aber sie ist ein wahrer Sympathieträger und macht es dem Leser leicht sie zu mögen. Durch ihren einfach gestrickten Charakter aber ihre Eigenschaft vieles zu hinterfragen passt sie perfekt in die Rolle der Protagonistin. Ihr perfektes Gegenstück: Lucky. Ich persönlich finde zwar das sie besser zu Orion gepasst hätte aber auch mit ihrem besten Freund Lucky gab sie ein schönes Bild ab. Bei den wenigen romantischen Szenen zwischen den beiden sprang bei mir leider nicht der Funken über, dafür gefielen mir die Szenen in denen Peas alleine ist und sehnsüchtig an Lucky denkt, sehr gut. Mich hat ihrer innige Verbindung zu dem Jungen zwar nicht berührt aber gefallen.
Das Ende ist sehr offen und ich weiß ehrlich gesagt nicht ob ein Fortsetzungband erscheint, ansonsten sind dem Leser keine Grenzen gesetzt und man kann die Geschichte eigentlich auch ziemlich gut abschließen. Ich finde es sogar nicht schlecht dass die Autorin das Ende etwas offen lies da das Buch sonst eindeutig zu lang gewesen wäre, so passt es allerdings perfekt.

Fazit: Anfangs fiel mir das Lesen schwer und ich musste mich etwas durch die Geschichte schleppen, doch schließlich gewann das Buch an Fahrt und war nicht mehr zu stoppen. Eine erschreckend realistische Idee, die mich schlussendlich begeistern konnte. 4 "wilde" Sterne für das Buch von Lena Klassen
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