Rezension

Erschreckend und faszinierend

Elias & Laia - Die Herrschaft der Masken - Sabaa Tahir

Elias & Laia - Die Herrschaft der Masken
von Sabaa Tahir

Was hat mich dieses Buch fertig gemacht! Am Ende hat mein Herz geblutet, meine Seele geschrien und ich konnte nicht fassen, dass es einfach so endete.
Dabei waren die Erwartungen an "Elias & Laia" schon sehr groß, denn der Verlag One hat ordentlich Werbung dafür gemacht. Bei einem gewaltigen Gewinnspiel durften 200 Blogger auf die Chance hoffen, das Buch vor dem öffentlichen Verkaufsstart zu lesen. Ich hatte Glück!

Laias Leben liegt in Trümmern als die grausamen Masken ihr auch noch ihre letzten Familienmitglieder nehmen. Ihre Großeltern werden ermordet und ihr Bruder wegen Verrat verschleppt. Das junge Mädchen ist verzweifelt und weiß nicht, was sie tun soll. In ihrer Verzweiflung wendet sie sich an den Widerstand. Vielleicht können die ihren Bruder retten.
Elias ist eine Maske und steht kurz vor dem Abschluss seiner Ausbildung in Schwarzkliff. Sein Plan steht - am Abend der Abschlussfeier will er desatieren, um der Gewalt und Unterdrückung zu entfliehen. Doch es kommt anders als geplant. Eine Prophezeiung der Auguren besagt, dass der Imperator stürzen wird und ein neuer erwählt werden muss aus den besten Schülern Schwarzkliffs. Einer davon ist Elias.

Die Geschichte wird abwechselnd je nach Kapitel aus der Sicht von Elias und Laia erzählt. Dabei begegnen sich die beiden Handlungsstränge erst relativ spät. Und das war auch schon die erste große Überraschung für mich. Denn wenn man den Titel und den Klappentext liest, dann erwartet man eine unmögliche Liebesgeschichte, die versucht, die Welt zu ändern. Wer das erwartet, wird enttäuscht. Denn zum einen treffen die beiden erst sehr spät aufeinander und zum anderen ist die Liebesgeschichte nur ganz zart und nebensächlich. Mir persönlich gefällt das sehr. Ich mag es nicht, wenn eine schnulzige Liebelei eine spannende Geschichte verdrängt oder gar kaputt macht. Diese Punkt ist hier wirklich großartig gelöst.

So wie so versteht es die Autorin, eine spannende, bedrohliche Atmosphäre aufzubauen. Die Welt in der die Geschichte spielt, ist sehr grausam und man spürt die Hoffnungslosigkeit der Charaktere, die einfach immer wieder mit dieser Gewalt konfrontiert sind. Das Buch ist nichts für zart besaitete Leser, denn die Gewalt ist alltäglich und wendet sich auch gegen alte Menschen, Kinder und Frauen. Das macht es furchtbar realistisch, denn in einer Diktatur und im Krieg ist das nun mal (leider) so und Sabaa Tahir schreckt vor nichts zurück.
Gerade deswegen wundert mich etwas die Zielgruppe, denn der Verlag fährt eine Werbekampagne gemeinsam mit der Bravo Girl. Erstens ist dieses Buch bestimmt nicht nur für Mädchen geeignet. Auch Jungs werden es lieben. Aber viel eher glaube ich, dass das Buch nicht unbedingt etwas für 12-13 jährige Mädchen ist. Dafür finde ich es dann doch zu krass.

Die Charaktere sind sehr liebevoll gestaltet, mit Ecken, Kanten und Dämonen. Ich muss zugeben, dass ich mehr Interesse an Elias und seinem Handlungsstrang hatte als an Laias. Das liegt vor allem daran, dass ich die Schule Schwarzkliff und alles drum herum super fand. Die Masken strahlen einfach sehr viel aus, was einen fesselt. Laia hingegen macht eine wirklich starke Entwicklung mit und wurde zum Ende hin wirklich super. Ich fand es schön, diese Wandlung zu sehen und nun würde mich mehr von der neuen Laia interessieren.
Auch die Nebencharaktere sind alle für sich einzigartig. Besonders möchte ich an dieser Helena, die beste Freundin von Elias, erwähnen. Sie ist ein genialer Charakter mit unheimlich viel Tiefe und vielen Facetten. Man weiß einfach nicht, ob man sie lieben oder hassen soll. Ich liebe ihren Spitznamen Hel - das ist in der Nordischen Mythologie die Göttin der Totenwelt und das passt ausgezeichnet.

Die Stadt Serra, die Schule Schwarzkliff und das Weltenkonzept, das dahinter steckt, sind durch und durch gelungen. Wüste ist für mich eh mal was anderes. So viele Bücher mit der Thematik hatte ich noch nicht. Arabische Einflüsse und deren Mythologiewaren perfekt aufeinander abgestimmt.

Der größte Knackpunkt ist wohl das Ende. Laut Autorin ist das Buch bisher nur als Einzelroman geplant. Ein Teil der Geschichte wird zwar abgeschlossen, aber es bleibt sehr viel offen. Ich finde das an sich nicht schlimm, denn so kann man einfach selbst die Geschichte weiter spinnen. Sabaa Tahir hat aber selbst schon gesagt, dass sie noch viel weiteres Material hat und so können wir hoffen, dass sie noch ein neues Buch schreibt, in dem wir erfahren, wie es weiter geht. Sollte das nicht der Fall sein, muss man sich mit einem sehr offenen Ende abfinden. Das hat mich sehr zerrissen zurück gelassen. Aber gerade das macht wohl ein gutes Buch aus. Es muss einen berühren und selbst wenn es einen fertig macht.

Eine Frage bleibt aber am Ende und vielleicht kann sie mir wer beantworten, der das Buch ebenfalls gelesen hat.
In welcher Zeit setzt ihr die Geschichte an? Mittelalter? Aktuell? Ich hörte sogar schon Dystopie.

Fazit:
Zur Zeit habe ich das Glück und erwische nur gute Bücher. Aber unter all den Goldstücken ist "Elias & Laia" ein schwarzer Diamant! Das Buch ist packend, spannend, zärtlich, brutal und lässt einen zerschunden zurück. Ich habe mit Elias und Laia gelitten, geliebt und trotz der grausamen Welt auch mal gelacht.
Sabaa Tahir schafft es eine umwerfende Welt zu gestalten, die abschreckt und anzieht zugleich. Diese Autorin sollte man im Auge behalten und hoffen, dass da noch ganz viel folgt.