Rezension

Erschreckende und authentische Geschichte

Bis ans Ende der Geschichte
von Jodi Picoult

Bewertet mit 4 Sternen

Jodi Picoult gehört zu den Autorinnen, von denen ich nahezu alle Bücher besitze, aber bislang kaum etwas gelesen habe. Da mich ihr neuestes Werk "Bis ans Ende der Geschichte" allerdings direkt angesprochen hat, wollte ich es sofort lesen und wurde nicht enttäuscht.

Zwar muss ich zugeben, dass der Anfang sehr schleppend verlief, die Geschichte aber immer mehr in Schwung kam und mich danach in ein absolutes Gefühlschaos gestürzt hat, sodass ich das Buch nur selten aus den Händen gelegt habe. Die Geschichte wird dabei sehr flüssig und eindringlich erzählt, die Dialoge sind mal melancholisch, mal humorvoll und mal erschreckend, aber immer sehr passend und glaubwürdig. Dazu muss man sagen, dass die Autorin hier sehr gut recherchiert hat und über den zweiten Weltkrieg mit all seinen schrecklichen Seiten erzählt. Gleichzeitig sind die Figuren sehr gut ausgearbeitet, sodass man diese zwar nicht zwingend ins Herz schließt, dafür aber sehr gut kennen lernt.

Sage fand ich von Anfang sehr sympathisch und habe oftmals mit ihr mitgefühlt. Sie arbeitet als Bäckerin und hat nur mit sehr wenigen Menschen zu tun, da sie sehr menschenscheu ist und gleichzeitig den Tod ihrer Mutter verarbeiten muss. Um den Tod zu verarbeiten, besucht sie seit einiger Zeit eine Trauergruppe und trifft dabei auf viele Gleichgesinnte, die ihr Mut machen. Besonders Josef, 93 Jahre alt, wächst ihr dabei ans Herz, allerdings lernt sie erst viel zu spät seine Vergangenheit kennen, denn diese ist sehr erschreckend und man kann zunächst gar nicht glauben, dass dieser gutmütige, alte Mann der Welt so viel Leid angetan hat.

Josef war während des zweiten Weltkrieges in Auschwitz, hat eine Nazi-Vergangenheit und war an vielen Ermordungen an Juden beteiligt. Nun bittet er ausgerechnet bei Sage um Vergebung, was für sie nicht nur sehr schockierend ist, sondern auch einen persönlichen Bezug hat, denn Sage ist selbst Jüdin und ihre Großmutter musste selbst hautnah miterleben, wie sie und viele andere Menschen in Auschwitz behandelt wurden.

Die Gespräche zwischen Sage und Josef waren hierbei sehr interessant, aber auch sehr erschreckend, sodass ich das ein oder andere Mal schlucken musste, denn die Autorin beschreibt die Geschichte sehr eindringlich und man fühlt sich, als sei man mittendrin. Auch die anderen Figuren, wie z.B. Sages Großmutter, aber auch Leo finden einen Platz in der Geschichte, auch wenn ich mir nicht so ganz sicher bin, ob die Geschichte Leo tatsächlich gebraucht hätte, da er für mich zu unnahbar wirkte.

Das Cover ist sehr schön gestaltet, fast schon neutral, konnte mich aber dennoch direkt ansprechen. Auch die Kurzbeschreibung hat mir sehr gefallen, sodass ich das Buch unbedingt lesen wollte.

Insgesamt hat Jodi Picoult mit "Bis ans Ende der Geschichte" eine erschreckende Geschichte geschrieben, die in mir ein absolutes Gefühlschaos ausgelöst hat. Gleichzeitig hat die Autorin das Leben und das Leid in Auschwitz sehr gut recherchiert, sodass man hierbei eine sehr glaubwürdige und erschreckende Geschichte vorfindet. Ich kann es demnach nur empfehlen.