Rezension

Erschütternd

Schloss aus Glas - Jeannette Walls

Schloss aus Glas
von Jeannette Walls

Bewertet mit 5 Sternen

Jeannette Walls schreibt in diesem autobiografischen Roman über ihr armseliges Aufwachsen.

 

Ihre Eltern sind beide intelligente Menschen, ihre Mutter ist Künstlerin und ausgebildete Lehrerin, ihr Vater hat Gelegenheitsjobs und lebt seine Träume, wie etwas zu erfinden. Die Jobs verliert er schnell, weil er aufbrausend ist und gerne trinkt.

 

Aber die Eltern haben sich nun mal zu diesem "freien Leben" entschlossen, wettern gegen das Establishment und der Vater erklärt in seinen lichten Momenten die Welt. Die Kinder bekommen Weihnachtsgeschenke, die andere Kinder niemals erhalten können.

 

Weil sie und ihre drei Geschwister wegen der vielen Umzüge in immer schlechtere Bruchbuden nicht regelmäßig zur Schule können, werden sie in der Zwischenzeit daheim unterrichtet. Als Jeannette eingeschult wird, kann sie bereits lesen.

 

Sie ist ein glückliches und kluges Kind, setzt sich in der Schule gegen die Anfeindungen anderer Kinder mit Hilfe ihres kleineren Bruders durch und ihr Vater verspricht, ihr ein Schloss aus Glas zu bauen.

 

Es ist erschütternd, mitzuerleben, dass es der Mutter egal ist, ob ihre Kinder etwas zu essen bekommen, umso schlimmer, dass sie den Kindern heimlich Schokolade vorenthält, die sie dann isst. Die Kinder wühlen heimlich die Mülleimer durch, wenn niemand zuschauen kann.

 

Eigennützig leben die Eltern, haben nur kluge Sprüche auf Lager, wenn z.B. kein Wasser da ist oder die Treppe einbricht, und je älter die Kinder werden, umso klarer sehen sie ihre Zukunft, die sie dann auch umzusetzen versuchen.

 

Mich haben die Aufzeichnungen von Jeannette Walls an früher erinnert, als in der Umgebung Familien untergebracht waren mit Kindern, die schmutzig waren und mit hungrigen Augen uns anderen Kindern hinterhergesehen haben. Ich habe mir viel zu wenig Gedanken darüber gemacht. "Das sind Zigeuner, die sind dreckig, mit denen dürft ihr nicht spielen", so und anders hieß es, als seien diese Menschen mit einer ansteckenden Krankheit infiziert.

 

Dieses Buch hat mich erschüttert zurückgelassen, ich werde sicher noch länger daran denken und meine Augen offen halten.