Rezension

Erschütternde Lebensbeichte, die ganz viel Liebe in sich birgt

Das Glück kennt kein Erbarmen - Harald Schmidt

Das Glück kennt kein Erbarmen
von Harald Schmidt

Erschütternde Lebensbeichte, die ganz viel Liebe in sich birgt

Protagonistin Nicole hat einiges mitgemacht. Sie wird seit vielen Jahren aufs Heftigste von ihrem brutalen Ehemann Manni misshandelt, vergewaltig und in kriminelle Machenschaften einbezogen. Sie sieht keinen Ausweg mehr außer dem Freitod. Aber sie hat die Rechnung ohne Thomas gemacht, einem Fremden der zufällig sieht, wie sie ins Meer geht. Ohne zu zögern rettet er die Frau und nimmt sich ihrer an. Endlich erfährt sie Zuneigung und Freundschaft ohne Hintergedanken.

Doch nicht nur Nicole, auch Thomas hat schwere Zeiten hinter sich. Er hat sich in Nicole verliebt, aber will sie damit nicht verunsichern und gibt ihr lediglich die Freundschaft, die sie so dringend benötigt. Doch selbst diese Freundschaft wird auf eine harte Probe gestellt, als Manni Nicole findet und sie zu ihm zurückkehrt. Und das Schicksal hält leider eine noch weit schwerere Prüfung für die beiden bereit, der sie sich stellen müssen.

Die Geschichte ist besonders tragisch, weil es eine wahre Geschichte ist. Ich habe mit den beiden gelitten, geweint und gehofft.

Mit dem Schreibstil habe ich zeitweise etwas gehadert. Im ersten und letzten Drittel kam ich gut damit klar. Ich konnte mich prima in die Protagonisten hinein versetzen und versuchen, mit den jeweiligen Entscheidungen klar zu kommen. Im mittleren Teil ging mir alles etwas zu schnell und oberflächlich. Dort wird eine Reise beschrieben und mir fehlten Ruhe und die Möglichkeit, beim Lesen in die Landschaft einzutauchen. So bin ich im D-Zug durch Borneo. Ein Bummelzug wäre mir lieber gewesen.

Einerseits handelt es sich bei dem Roman natürlich um eine Liebesgeschichte. Auf der anderen Seite stehen schlimme persönliche Schicksale, die einen Menschen so sehr beeinflussen können, dass er nicht mehr an eine positive Zukunft und Liebe glauben mag. Meiner Meinung nach hat der Autor diese beiden Seiten wunderbar in der Geschichte vereint. Die Protagonisten kommen absolut authentisch und liebenswert rüber. Das hat mir sehr gut gefallen. Und die beiden Antagonisten haben meine Wut auf sie geschürt, wie menschenverachtend sie mit Menschen umgehen, die sie trotz ihrer Misshandlungen lieben.

Die Geschichte hat mich sehr betroffen gemacht, aber sie ist auch voller Liebe und Hoffnung, auch wenn ich die Entscheidungen der Protagonisten nicht immer nachvollziehen konnte, weil ich etwas anderes für sie gehofft hatte. Aufgrund meiner Eindrücke im mittleren Teil ziehe ich einen kleinen Stern ab, wonach 4 von 5 Sternen und eine uneingeschränkte Leseempfehlung bleiben.