Rezension

Erst gemächlich, dann rasant

Die Kleptomanin - Agatha Christie

Die Kleptomanin
von Agatha Christie

Bewertet mit 2.5 Sternen

Hercule Poirot's Sekretärin, Miss Lemon, wirkt verstört. Und berichtet Poirot von ihrer besorgten Schwester, Mrs. Hubbard , die als Heimleiterin in einem Studentenwohnheim arbeitet, in dem Diebstähle überhand nehmen. Poirot beschliesst, sich dort umzusehen, um Mrs. Hubbard, zu helfen. Denn die Eigentümerin, Mrs. Nicoletis, möchte auf gar keinen Fall „Polizei im Haus“. Dort angekommen, stellt Poirot fest, dass neben gewöhnlichen Diebstahlsgegenständen wie Schmuck, Puderdose, Lippenstift, aber auch sehr ungewöhnliche verschwanden. Ein Stethoskop, aber auch Borax. Glühbirnen, ebenso wie eine alte alte Flanellhose. Alles passt nicht zusammen. Die gewöhnlichen Diebstähle sind schnell zu klären, doch dann geschehen drei Morde, von denen der eine zunächst in gar keinem Zusammenhang mit den Diebstählen zu stehen scheint. Kam das Buch bis daher recht gemächlich daher, gewinnt nun es rasant an Spannung und Verwicklungrn. Und zeigt am Ende, wie gefährlich es ist, sich mit Leuten einzulassen, die „Meister in Manipulation“ sind.

 

Die Autorin spielt raffiniert mit politischen Vorurteilen , Ressentiments, aber auch mit menschlichen Schwächen wie Neid und Eifersucht. 1955 erschienen, nimmt der Roman die damals anwachsende Zahl von Einwanderern als Thema auf, aber auch den, in der Nachkriegszeit wieder wachsenden, Wohlstand.

 

Ich hatte beim Lesen, besonders gegen Ende, den Verdacht, als hätte die Autorin gemächlich vor sich hingeschrieben und irgendwann gedacht " Oh my god, i need the icing on the cake." Und lässt Poirot dann , der in diesem Band weitestgehend die Ermittlungen Scotland Yard überlässt, gewagt, sehr gewagt kombinieren. Um zu diesen Schlüssen zu kommen, müssen seine „grauen Zellen“ sehr gut in Form gewesen sein.

Sicher nicht das beste Poirot - Buch von Agatha Christie, denn auch treue Poirot Fans werden ihn etwas blass empfinden. Erst auf den letzten Seiten blitzt die gewohnte Genialität auf, aber gut, wer ist schon jeden Tag in Hochform ? ;-)