Rezension

erst zäh, dann dramatisch, dann berührend

Die Farben des Blutes 3: Goldener Käfig - Victoria Aveyard

Die Farben des Blutes 3: Goldener Käfig
von Victoria Aveyard

Bewertet mit 4 Sternen

 Achtung: 3. Band der Reihe, inhaltliche Spoiler zum Vorgänger vorhanden

Die Handlung setzt nahtlos an die Ereignisse des Vorgängerbandes an. Vorwissen ist zwingend erforderlich, da es kaum Rückblicke gibt.
Ich habe die ersten zwei Teile im letzten Sommer gelesen. Da meine Erinnerungen schon ziemlich verblasst waren, hatte ich einige Probleme, wieder in die Geschichte hineinzufinden. Es gibt eine Vielzahl an agierenden Figuren mit unterschiedlichen Interessen. Wer war nun wer, wer ist wo und warum, wer führt was im Schilde? Nach und nach sortierten sich diese Fragen etwas bzw. manche Wissenslücken verloren an Bedeutung, je weiter die Handlung voranschritt. Trotzdem hätte ich mir ein Personenregister gewünscht, um besser im Überblick zu behalten, wer zu welchem Haus gehört und welche Fähigkeiten besitzt. Die vorhandene Karte ist hilfreich, um sich die Position der einzelnen Akteure vorzustellen.

Erzählt wird die Geschichte überwiegend aus der Ich-Perspektive von Mare, die dadurch viele Einblicke in ihre Gedanken und Gefühle erlaubt. Im zweiten Band habe ich Mare als sehr anstrengend empfunden. Dies war hier nicht so. Obwohl ihr zunächst die Hände gebunden sind, sucht sie nach einem Ausweg und probiert verschiedene Dinge aus. Zwar ist sie dabei nicht ganz so eifrig, wie ich es mir gewünscht hätte, allerdings muss sie auch einiges ertragen, sodass ich sie insgesamt wieder als viel sympathischer wahrgenommen habe.
Darüber hinaus gibt es einige Kapitel aus der Sicht von Cameron, einer jungen Rebellin, an die ich mich aus dem zweiten Band gar nicht mehr erinnern konnte. Während Mare sich zunächst in Gefangenschaft befindet, bieten Camerons Passagen Einblicke in die Tätigkeiten der Scharlachroten Garde. Obwohl Cameron eine interessante Gabe hat, erschließt sich mir bisher nicht, warum gerade ihre Perspektive gewählt wurde.
Und dann gibt es zuletzt auch noch Kapitel aus der Sicht einer Figur, die für mich für die größte Überraschung gesorgt hat. Es ist jemand aus Mavens Umfeld, der eine unerwartete Wendung durchmacht und mit rührenden Gedanken überrascht – mehr wird nicht verraten ;)

Mit mehr als 600 Seiten ist die Geschichte nicht gerade kurz. Doch leider passiert in der ersten Hälfte nicht allzu viel. Mare ist viel mit sich und ihren Gedanken beschäftigt. Es gibt nur wenig Fortschritt, was zwar ihrer Situation geschuldet ist, für mich aber trotzdem gern etwas kürzer hätte gefasst sein dürfen. Trotzdem bieten sich dabei auch viele interessante Einblicke in die Gedanken des jungen Königs.
In der zweiten Hälfte nahm die Spannung dann immer weiter zu. Endlich passiert auch wieder etwas. Es gibt, wie schon im Vorgängerband, einige Kämpfe, bei denen viele Opfer verzeichnet werden. Dementsprechend blutig und brutal sind die Beschreibungen teilweise auch wieder.
Zum Ende hin habe ich das Buch dann richtig verschlungen. Es entwickelt sich eine Geschichte voller Lügen, Intrigen und Versprechungen. Schnell wird klar, dass nicht alle Parteien ihre Ziele werden erreichen können, doch wer geht als Sieger aus dem politischen Gerangel hervor?
Das Ende hat mich überrascht und berührt. Allerdings ist es wieder sehr offen, sodass es nun erneut heißt: Abwarten.

Fazit: Zwar habe ich grundsätzlich nichts gegen lange Bücher, doch insgesamt passiert mir in der ersten Hälfte zu wenig. Die Geschichte ist nicht langweilig, da es beispielsweise neue Einblicke in Mavens Vergangenheit gibt, wirklich spannend wird es aber erst im zweiten Teil. Nun überschlagen sich die Ereignisse, es gibt verlustreiche Schlachten und vielfältige Intrigen. Wer überlebt? Wer stirbt? Wer wird gewinnt? Viele Fragen bleiben noch offen.