Rezension

erwachsener und überraschender mit viel Hintergrund

House of Night 11. Entfesselt - P. C. Cast, Kristin Cast

House of Night 11. Entfesselt
von P. C. Cast Kristin Cast

Inhalt:
Tag der offenen Tür im House of Night in Tulsa, jede Menge Menschen, Vampyre und Jungvampyre sind vor Ort. 
Aber auch etwas Dunkles, Düsteres, das sich in Tausenden von Spinnen manifestiert. Um den Krabbeltieren Herr zu werden, ruft Zoey ihren Kreis zusammen. Das neue Element Wasser ist gerade nicht verfügbar, weshalb Erin einspringt. Die Plage scheint besiegt, doch Erin bricht kurz darauf zusammen.

Wenig später wird Bürgermeister LaFont tot aufgefunden. Er wurde zur Beute von Neferet, die so wieder zu Kräften zu kommen möchte. Die Vampyre des HoN werden verdächtigt, Neferets offene Aussprache gegen Thanatos‘ Haus zeigt Wirkung.

Alle Vampyre und Jungvampyre sind gezwungen, im House of Night zu bleiben. Auch jene Bewohner der Tunnel. Das Haus wird zu einem Hexenkessel… 

Die neueste Vision von Prophetin Aphrodite verheißt ebenfalls nichts Gutes: Mit Zoey geschieht etwas, was diese nicht allein in den Griff bekommen wird. Nur welche Entscheidung soll die Prophetin treffen, wenn Zoey in letzter Zeit so emotionsgeladen ist?

Meinung:
Zieht einen imaginären Strich unter der Inhaltsangabe. Denn hier hört die Neutralität auf. Nach bereits 10 gelesenen Bänden VOR diesem aktuellen kann man nicht mehr objektiv sein. Und ich will es auch gar nicht. Wer diese Rezension liest, weil er Interesse an meiner Meinung zu BAND 11 hat, hat die Vorgänger hoffentlich gelesen oder ist bereits beim Inhalt vor lauter Spoilern ertrunken.

Wer es soweit in der Reihe geschafft hat, wird sie nicht schlecht finden, es sei denn, derjenige steht auf Masochismus und quält sich gerne.

Auf was ich hinaus will: House of Night ist eine Art Rückkehr in die Heimat. Einige der wenigen Serien, die ich vor dem Bloggen begonnen habe und noch NICHT beendet ist. Ich gebe zu, ich hatte um Band 5/6 rum mal ein Zwischentief, aber aus dem haben sich das Autorenduo Cast wieder gut herausgerettet.

Nach dem kleinen „Sieg“ über Neferet, der Rettung von Grandma Redbird und dem „Outing“ von Aurox/Heath in Band 10 war ich wahnsinnig neugierig darauf, wie Mama und Tochter Cast dieses Halbfinale gestalten. Ich versprach mir eine Steigerung, den Endspurt vor dem Finale. Was ich bekommen habe, hätte ich so nicht erwartet.

Zoey war für mich vom ersten Moment an „anders“, ihre Perspektive klang selbstbewusster, erwachsener, hohepriesterinnenhafter. Doch der innere Kampf beginnt sehr bald schon von neuem. Zoey fühlt sich von Aurox angezogen, so oft sie sich auch das Gegenteil einredet. Starks darauffolgendes Gockelgehabe bringt sie nur noch mehr zur Weißglut.
Die Kette von Ereignissen ist in Gang gesetzt, Königin und Wächter trennt ein Graben gegenseitigen Unverständnisses… und vielleicht auch ein kleiner Stein mit einem Loch in der Mitte.

Einen weiteren großen Anteil am Buch besitzt Neferets Perspektive. Auf gekonnte und durchaus nachvollziehbare Art erzählt das Cast-Duo von Neferets Vergangenheit. Nur in Bruchstücken wird jener Teil erwähnt, der bereits in „Neferets Fluch“ bis ins Detail ging. Interessant wurde es für mich erst danach. Jene Zeit, von Neferets Zeichnung bis zum Aufstieg. All die grausamen Eindrücke, die ihre nach Dunkelheit gierende Seele in sich aufnahm, die vielen Toten auf ihrem Lebensweg und der Ruf des Unsterblichen, bis hin zu dem Tag, an dem Zoey Redbird gezeichnet wurde.

Spätestens seit „Neferets Fluch“ bin ich wieder voll und ganz Teil der Serie. „Entfesselt“ ist anders als seine Vorgänger. Nie war die Bedrohung so allgegenwärtig, die Dunkelheit und das Böse so präsent und gleichzeitig so versteckt. Die Ereignisse überschlagen sich, der Leser erfährt ein Wechselbad der Gefühle: Trauer um alte Bekanntschaften, Schock über die Entwicklung mancher Charaktere, Freude über den ein oder anderen Dialog. 

Dieser 11. Band ist aber auch um einiges erwachsener. Insbesondere Neferets Perspektive ist manchmal nur knapp davor, nicht mehr als Young Adult Buch zu gelten. Aber für mich machte genau das den Reiz aus. Ich hing an den Seiten und konnte mich nicht trennen. Lediglich ein wenigseitiges Zwischentief um das altbekannte Zoey-Männer-Problem ließ mich kurz augenrollend aufblicken. 
Für alles andere, die gesteigerte Spannung, die Einblicke, die unerwarteten Entwicklungen vieler Charaktere, kann ich vor P.C. und Kristin Cast nur meinen Hut ziehen.

Ich war nur selten so begierig darauf, einen Abschlussband in die Hände zu bekommen. Bis es so weit ist, fiebere ich der Novella „Kalonas Fall“ entgegen und hoffe, dass dieser genauso fantastisch ist wie Neferets Geschichte.

Urteil:
Wer – wie ich – bereits 10 Geschichten rund um das House of Night, dann vielleicht noch die ein oder andere Novella über die Charaktere gelesen hat, ist nicht mehr objektiv. Wer eine Rezension zu einem 11. Teil liest, hat hoffentlich die 10 Bücher davor gelesen und ist genauso wenig neutral wie ich.
„Entfesselt“ war für mich durch seine düstere und viel erwachsenere Art, durch die vielen Hintergrundinformationen und ein paar Antworten, unerwartete Wendungen und durchweg vorhandene Spannung besser als seine Vorgänger. Ich habe geschnieft, gelacht, mitgefiebert, wurde mehrmals überrascht und konnte es nicht zur Seite legen. Klare 5 Bücher für „House of Night 11 – Entfesselt“. Auf zum großen Finale!

Ein Muss für die Fans der Vorgänger. Wer bei Band 9 oder 10 aufgegeben hat, sollte unbedingt weiterlesen – ihr werdet es (hoffentlich) nicht bereuen!

Die Serie:
1. Gezeichnet
2. Betrogen
3. Erwählt
4. Ungezähmt
5. Gejagt
6. Versucht
7. Verbrannt
8. Geweckt
9. Bestimmt
10. Verloren
11. Entfesselt
12. Originaltitel: Redeemed
Erscheinungstermin: Oktober 2014

Novellas:
1. Dragons Schwur
2. Lenobias Versprechen
3. Neferets Fluch (Rezension)
4. Kalonas Fall 
(Voraussichtlicher Erscheinungstermin 2014)

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