Rezension

Erwartet keine Fortsetzung ... es ist eine neue Geschichte

Ein ganz neues Leben
von Jojo Moyes

Bewertet mit 5 Sternen

Nach dem Tod von Will Traynor erhält Louisa eine Chance ihr Leben komplett neu zu ordnen. 
Aber 20 Monate später arbeitet sie in einer Bar am Flughafen, trauert immer noch wie am ersten Tag und hat außer ein paar Reisen keine großen Erfahrungen gemacht. Sie hat zwar eine Wohnung in London, doch wirklich zu Hause fühlt sie sich da nicht. Als sie vom Dach ihres Hauses fällt und sich dabei zwar schwere Verletzungen zuzieht, muss sich zur Rehabilitation wieder zu ihrer Familie ziehen. Die Beziehung zu ihren Eltern hat sich nach Wills Tod abgekühlt, deshalb fällt es ihr zuerst nicht gerade leicht, sich einzuleben. In dem kleinen Ort hört sie immer wieder die geflüsterten Worte, die hinter ihrem Rücken gemurmelt werden. Die Schatten der Vergangenheit scheinen sie auf Schritt und Tritt zu verfolgen.

Meine Meinung:
Wie sehr habe ich mich auf dieses Buch gefreut? Wie sehr habe ich mich gefürchtet es zu lesen? Die verschiedenen kritischen Stimmen ließen mich zweifeln, ob es so eine gute Idee war, Lous Leben weiter zu beschreiben. 

Für meinen Teil war die Angst unbegründet. Man kann dieses Buch auch lesen und gut finden, wenn man "Ein ganzes halbes Jahr" überhaupt nicht kennt. Die Vorkenntnisse sind zwar nützlich (auf der Gefühlsebene), aber nicht zwingend notwendig, denn während der Erzählung erfährt der Leser genug über Lous Vergangenheit.

Dieses Buch erzählt ihre Geschichte, mit all ihrer Trauer, ihren Schuldgefühlen, ihren Hoffnungen und ihrer Zukunft. Oft wollte ich ihr den Kopf waschen, oft auch in den Arm nehmen und ihr tröstende Worte ins Ort flüstern. Obwohl ich solchen einen Verlust Gott sein Dank nicht erleben musste, hatte ich das Gefühl, dass es genau die Stellen rund um die Erinnerungen an Will waren, die sehr gut beschrieben waren. Aber nicht nur die letzten Monate sondern und vor allem, die Zeiten als Will noch gesund war, haben mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. 
Im Mittelpunkt stehen neben Lou auch ihre Mutter, die Traynors und Lily. Vor allem Lous Mum haut mich echt aus den Socken. Die Figuren entwickeln sich stetig weiter, lernen aus Fehlern bzw. begehen neue und lernen daraus. 
Während des ganzen Buches hatte ich das Gefühl, Wills Geist schwebt über der Geschichte und leitet Lou, zwingt sie manchmal auch zu ihrem Glück bzw. zu Schritten, die sie so niemals geplant hätte. 

Ich möchte jedem Fan von "Ein ganzes halbes Jahr" folgendes mit auf den Leseweg geben: Erwartet nicht eine Fortsetzung, denn das ist dieses Buch nicht. Lasst euch in eine neue Geschichte führen, die ein komplett neues Kapitel in Lous Leben, erzählt.