Rezension

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Erwartung nicht erfüllt

Es wird keine Helden geben - Anna Seidl

Es wird keine Helden geben
von Anna Seidl

Bewertet mit 2 Sternen

Miriam ist gerade mal 15 Jahre alt, als in ihrer Schule ein Junge Amok läuft. Er erschießt insgesamt 7 Menschen, darunter auch Miriams Freund Tobi.

Danach ist nichts mehr wie es war und Miriam kämpft sich mit Höhen und Tiefen zurück ins Leben. 

 

Dach Buch ließ sich locker und zügig lesen, was aber nicht auf die spannende Geschichte sondern auf den einfachen Schreibstil zurückzuführen ist. Die Autorin hat sich auf kurze Sätze mit wenigen Wörtern in einer sehr einfachen Sprache beschränkt. Das hatte leider auch zur Folge, dass die Sätze sehr emotionslos wirkten. 

Oft beschrieb die Protagonistin die selben Szenen und Gefühle immer und immer wieder, doch mit jeder weiteren Erwähnung distanzierte ich mich mehr von dem Buch. Ich habe die Gefühle gelesen, konnte sie aber aufgrund der fehlenden Emotionalität nicht nachempfinden. Für mich stand das was die Darsteller angaben zu empfinden und ihr Verhalten in absolutem Widerspruch.

Emotionslos war ebenfalls Miriams Verhalten. Sie ist einer der wenigen, die zwar absolut schockiert ist, aber noch in der Lage ist klar zu denken. Dafür ist ihr alles egal, was die anderen machen. Ihre Freunde gehen den Bach hinunter, machen sich Vorwürfe, zerbrechen an den Geschehnissen - und Miriam fährt lachend in Urlaub, betrinkt sich mit ihrer Mutter bei Pizza und macht sich Gedanken darüber, ob man an der Nordsee Pumps tragen kann...

 

Miriam wirkt oft sehr arrogant. Viele ihrer Handlungen konnte ich nicht nachvollziehen. 

Die Autorin erwähnt sehr oft in direkter Ansprache an den Leser, dass man sich nicht vorstellen kann, wie so etwas ist. Dass man dies nur kann, wenn man sowas erlebt hat. Dass alles was man aus TV und Presse weiß, nicht der Realität entspricht. 

Ich mag es nicht, wenn der Leser von einem Autor als so dumm dargestellt wird, obwohl der Autor selbst nur eine fiktive Geschichte erzählt, die er selbst nicht erlebt hat. 

 

Wenn man dieses Buch liest, erwartet man eine Geschichte über einen Amoklauf. 

Leider ist das eigentliche Geschehen in nur 18 Seiten abgehandelt und darauf folgt dann auch nicht mehr viel. Angepriesen wird es mit der Verarbeitung und dem "Was danach passiert" - doch leider kratzt auch hier die Autorin nur an den Themen und vertieft die Schwerpunkte nicht. 

Ich hatte ganz oft folgende Frage im Kopf: 

Wie kann man soviele Wörter schreiben, ohne wirklich was zu sagen?

 

Vielleicht bin ich durch die Blogger-Aktion und den daraus resultierenden zahlreichen positiven Meinungen mit einer zu hohen Erwartungshaltung an dieses Buch gegangen. Aber mich konnte es leider überhaupt nicht packen. 

 

Ich habe lange überlegt ob ich 1 oder 2 Sterne vergebe, aber ich habe mich nun doch für 2 entschieden, da nicht alles schlecht war und man auch nicht vergessen darf, wie jung die Autorin ist.