Rezension

Erzählerisch hoch intelligent

Daughter Of Smoke And Bone - Laini Taylor

Daughter Of Smoke And Bone
von Laini Taylor

Bewertet mit 4 Sternen

Ich bin schon recht lange um die Karou-Trilogie von Laini Taylor herumgeschlichen. Die Serie ist zwar auf dem deutschen Buchmarkt gut vertreten gewesen, hat aber nun wahrlich nicht so Begeisterungsstürme wie andere Fantasy-Reihen hervorgerufen. Als ich aber auf einer amerikanischen Website eine Hommage an diese Reihe fand, die so anders sei, wusste ich, dass ich definitiv zugreifen werde und nun habe ich mit „Daughter of Smoke and Bone“ den ersten Teil beendet.

Der Einstieg in das Buch war doch recht schwierig. Man wird regelrecht ins Geschehen geschmissen und dieses Geschehen und vor allem die Fantasy-Welt, die geschickt mit unserer realen Welt verknüpft ist, waren nicht so leicht zu sortieren, begreifen und zu verstehen. Da sich die großen Fragen hinter allem erst so langsam mit dem Ende von Band 1 klären, ist schon ein hohes Maß an aufmerksam Lesen erforderlich, da eben nicht alles glasklar auf dem Präsentierteller dargelegt wird. Normalerweise bin ich kein Fan davon, da mich meine Vorstellungskraft meist im Stich lässt und ich daher klare Vorgaben brauche, um mich in fantastischen Welten zurechtzufinden. Das ist „Daughter of Smoke an Bone“ zwar nicht der Fall, aber das Opfer nehme ich gerne in Kauf, da sich dafür eine raffiniert erzählte Geschichte entwickelt, wo die Erklärung der Welt eben Teil eines Plottwists ist. Das war echt cool gemacht!

So problematisch die Welt auch zunächst ist, so sehr mochte ich dagegen von Seite 1 an Karou. Sie ist definitiv keine 08/15-Protagonistin, da sie sehr frech, selbstbewusst, mutig und dennoch heimat- und liebebedürftig ist. Sie eckt an, sie umgibt sich gerne mit ebenso eckigen und speziellen Figuren und dadurch hat man schließlich ein Figurenrepertoire zusammen, das ganz weit weg von Alltäglichkeit ist und daher erst recht in Erinnerung bleiben wird.

Da in dem Erzählrahmen für mich vieles offenbleibt, hatte ich längere Zeit auch das Gefühl, dass die Geschichte nicht richtig in Gang kommen will. Zwar gab es immer wieder kleine erzählerische Höhepunkte, aber da ich nicht absehen konnte, wo diese hinführen sollte, wirkte einiges zunächst nicht zusammengehörend. Wenn sich aber irgendwann auch für mich Dummkopf der Nebel lichtet, wird einem klar, dass all das Kleine Teil der Großen war und wie gesagt das war eben geschickt erzählt und zeigt, dass Laini Taylor eine gut durchdachte Erzählerin ist.

Fazit: die Karou-Trilogie ist definitiv eine außergewöhnliche und das sage ich jetzt schon nach Band 1. Die Charaktere sind mehr als außergewöhnlich und der Erzählkomplex und Stil erweist sich als sehr professionell und bis ins kleinste Detail durchdacht. Dennoch gebe ich nur vier Sterne, da sich die fantastische Welt und die Zusammengehörigkeit der einzelnen Szenen erst sehr spät erklärte. Dadurch war der Lesegenuss am Anfang noch etwas holprig, aber gegen Ende hin war ich dann hin und weg!