Rezension

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"Es beginnt am siebten Tag" von Alex Lake

Es beginnt am siebten Tag
von Alex Lake

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt

Julia quält sich durch jede Minute des Termins, in dem sich die Eheleute erbittert vor ihr und
ihrem Anwaltskollegen streiten. Eine Sceidung ist in den seltensten Fällen eine angenehme
Angelegenheit. Das weiß die auf Familienrecht spezialisierte Rechtsanwältin nur zu genau. Sie muss
endlich los, denn sie darf nicht schon wieder zu spät kommen, um ihre Tochter von der Schule ab-
zuholen. Außerdem hat sich Anna seit Tagen darauf gefreut, ihren ersten Hund, Welpe Bella, von der
jetztigen Besitzerin abzuholen. Aber wenn Julia nicht bald aufbrechen kann, werden sie den Cocker-
spaniel heute nicht mehr in Empfang nehmen können, und er wird nicht im liebevoll gemachten 
neuen Bett die Nacht verbringen.
Als Julia schließlich an der Schule ankommt, ist das Mädchen weg. Spurlos verschwunden. Und der 
Mutter wird langsam klar, dass auch Anna heute Abend nicht in ihrem liebevoll gemachten Bett
schlafen wird.

Eindruck

"Es geschieht am siebten Tag" ist ein Thriller der nicht die reißerischen und Gänsehaut bringenden
Aspekte hervorhebt, sondern auf der psychologischen Schiene fährt.
Die erste Hälfte des Buches behandelt die extreme Situation, wenn das eigene Kind entführt wird. In
einer Phase, in der eine Ehe bereits an ihrem Ende angekommen ist. Die Gedanken drehen sich im
Kreis, immer und immer wieder die gleichen Fragen, Zweifel und Vorwürfe. Eigentlich Dinge die mit 
dem Verschwinden des Kindes nichts zu tun haben, aber hochkommen weil die Emotionen einfach
überkochen. Ein Achterbahnfahrt der Gefühle jenseits der Objektität und allen realen Handelns und 
Denkens.

Relativ früh hat man einen Verdacht, wer der Entführer sein könnte - aber eben nur den Verdacht. Denn
der Kernpunkt der Geschichte ist eben nicht die Entfühung Anna's sondern ein ganz anderer perfider
Plan eines kranken, obsessiven und manipulativen Geistes, der aus dem Weg räumt was nicht in das
Weltbild passt. Besessen und fehlgeleitet durch den Glauben daran, dass nur wer in höhere Kreise 
geboren wird und in höhergestellten Berufen arbeitet und sich in den entsprechenden Kreisen bewegt, das
Recht auf Leben und Anerkennung hat.

Interessant gemacht sind die Kapitel, in denen der Entführer seine Sicht der Dinge erzählt und das 
sehr außergewöhnlich nicht in der "Ich"- sondern in der "Du"-Form. Dieses sich selbst ansprechen
und bestätigen zeigt schon sehr deutlich in welcher geistigen Verfassung sich dieser Mensch befinden
muss. 
Der Schluss ist dann doch noch einmal hochspannend und unerwartet und ließ mich vor der 
Skrupellosigkeit eines Menschen erschaudern.

Kleiner Wehrmutstropfen ist, dass der Klappentext ein wenig zu viel verrät, was mir die Spannung
und das Lesevergnügen an diesem Buch aber überhaupt nicht genommen hat.

Fazit:

Kein typischer Thriller für Leser die den absoluten Nervenkitzel suchen, aber super und einmal anders
aufgebaut für Liebhaber der psychologischen Seite.