Rezension

Es fehlt etwas an der Umsetzung

Die Buchspringer - Mechthild Gläser

Die Buchspringer
von Mechthild Gläser

'Will rannte.' (Erster Satz)
Nach einem furchtbaren Schuljahr flüchten Amy und ihre Mutter Alexis nach Stormsay, wo Amy's Familie wohnt. Doch es gibt einen Grund wieso Alexis vor Amy's Geburt Hals über Kopf von dort geflohen ist.
Und schon bald erfährt Amy den Grund, denn nun muss sie ihre Ausbildung zur Buchspringerin antreten. Das heißt, sie muss alles für sie mögliche tun, um die Buchwelt zu beschützen, was aber nicht so einfach ist, weil jemand drauf und dran ist diese verborgene Welt komplett auf den Kopf zu stellen.

Rezension
Der mir schon aus 'Stadt aus Trug und Schatten' bekannte, immer noch sehr leichte Schreibstil, ließ mich auch dieses Mal schnell in die Geschichte eintauchen. Aber vor allem war es die Neugier, die mich dazu brachte das Buch nicht aus der Hand legen zu wollen. Denn man wird als Leser direkt ins Geschehen geworfen und kann die ganze Situation nur schwer einschätzen. Und schon wenige Seiten später kommen weitere Geheimnisse dazu, die nicht nur Amy, sondern auch mich als Leser auf die Folter gespannt haben.
Sobald diese jedoch geklärt sind, erschafft die Autorin geschickt einen neuen Spannungsbogen, denn zu diesem Zeitpunkt fängt Amy mit dem buchspringen an und erlebt Klassiker wie 'Das Dschugelbuch' und 'Stolz und Vorurteil' auf eine ganz andere Art und Weise. 
Jedoch muss ich hier anmerken, dass ich gehofft hatte, dass man viel mehr von den Büchern, die Amy jeden Tag begleiten aufschnappt, damit ich eventuell sogar Lust darauf bekomme mir einige dieser Bücher genauer anzusehen, was leider nicht unbedingt der Fall war. 
Natürlich kann man dies auch als positiv wahrnehmen, da die Bücher selbst nicht die Haupthandlung an sich reißen und die Autorin wert auf ihre eigene Geschichte legt, jedoch hätte ein klitzekleines bisschen mehr von ihnen nicht geschadet, denn auch die wichtigen Charaktere aus den Büchern , wie der junge Werther, hätten ein wenig mehr Tiefe zeigen können.
Dagegen war Amy ein sehr willensstarker, aber auch sturer Charakter und hat so schon zu Beginn den ein oder anderen Sympathiepunkt gesammelt. Dafür war sie meiner Meinung nach auch der Charakter, der am meisten Tiefe gezeigt hat und einem ans Herz wachsen konnte. Selbst Will, der ebenfalls tolle Grundzüge aufweist, schien neben ihr gerade zu blass. 
Wo man mehr von den Charakteren erwarten hätte können, durfte man jedoch langsame Entwicklungen zwischen Beziehungen und später auch die Stärke einiger neuer und alter Beziehungen erleben. Wobei die Handlung dennoch nicht in den Hintergrund gedrängt wurde, sondern stets präsent war und stehts einem roten Faden folgte, ohne lange abzuschweifen. 
So war auch das Ende der Geschichte auf jeden Fall würdig, denn der Showdown zum Schluss reißt noch einiges aus und lässt die leichte Spannung, die während dem ganzen Buch herrscht, rasant steigen. Dabei wurde ich schlussendlich etwas verdutzt von dem, viel zu kurz vorkommenden, Showdown zurückgelassen. 

Fazit
Obwohl ich ziemlich schnell mitten im Geschehen war und es genossen habe mit Amy und Werther ('Die Leiden des jungen Werther') durch die Welt der Bücher zu reisen, hat es mir leider oft an der Umsetzung der Idee gefehlt. Zum einen wurden die meisten Bücher nur kurz angeschnitten, obwohl ich gerne mehr erfahren hätte und zum anderen waren die Charaktere nicht so tiefgehend, wie ich es von der Autorin gewohnt bin.
Der Unterhaltungswert war jedoch auf jeden Fall gegeben, denn vor allem zum Schluss hin ist die Spannung auf ein Maximum gestiegen, so dass das Ende wie im Nu verging.
Das heißt, wenn ihr auf der Suche nach einem unterhaltsamen, aber leicht verdaulichen Buch seid und zudem literaturbegeistert seid und ein wenig in die Klassiker schnuppern wollt, könnt ihr in jedem Fall zu diesem Buch greifen und ein paar schöne Stunden mit Amy verbringen.