Rezension

es hätte so gut werden können...

Furien-Trilogie 01. Im Herzen die Rache - Elizabeth Miles

Furien-Trilogie 01. Im Herzen die Rache
von Elizabeth Miles

Inhalt: Der Winter hält Einzug in Ascension einer Kleinstadt in Maine. Als Zach, in den Emily seit Ewigkeiten verliebt ist, endlich Interesse zeigt ist sie überglücklich. Alles scheint perfekt in der Kleinstadt. Doch die friedlichen schneebedeckten Landschaften trügen. Denn Zach ist der feste Freund von Emilys bester Freundin Gabby. Sollte Emily ihrem Verlangen nachgehen oder ist dies ein unverzeihlicher Fehler? Die Entscheidung nehmen ihr die drei geheimnisvollen Mädchen ab, die plötzlich in Ascension auftauchen. Denn sie sind da um Rache zu nehmen und nicht nur an Emily, sondern auch an Chase, der etwas Schreckliches getan hat.

Elizabeth Miles Auftakt der Trilogie beginnt vielversprechend. Der Prolog führt geheimnisvoll und düster in die Geschichte ein und wirft viele Fragen auf, von denen man sich verspricht, sie im Laufe der Geschichte beantwortet zu bekommen. Es folgt ein ruhiger Einstieg in die Handlung, bei dem man die weibliche Protagonistin Emily kennenlernt. Sofort wird eines deutlich. Emily ist kein Charakter mit dem man schnell oder überhaupt warm wird. Es wird sofort eine gewisse Distanz zu ihr hergestellt, vor allem auch durch die Erzählperspektive, die man bis zum Schluss nicht zu überwinden scheint. Man erhält keinen Zugang zu ihr und kann nicht nachvollziehen, warum sie wie handelt. Man lernt sie als zurückhaltendes und doch beliebtes Mädchen kennen, das sich in den Freund ihrer besten Freundin verliebt. So weit so gut. Menschen machen Fehler, das kann man ihr nicht wirklich als Vorwurf anrechnen. Die Art jedoch, wie sie mit diesen Gefühlen und ihrem schlechten Gewissen umgeht, machen sie mir persönlich mehr als unsympathisch. Sie versucht nicht, ihrem Verlangen zu widerstehen und verschwendet sie mal Gedanken an Gabby, sind diese doch sehr kurzweilig und oberflächlich. So denkt sie doch tatsächlich, dass Gabby sie, sollte sie nur eine gewisse Zeit warten, verstehen würde. Eine Persönlichkeit scheint sie nicht wirklich zu besitzen. Eine sehr unsympathische, naive und teils dumme Figur.

Doch auch mit den anderen Charakteren läuft es ähnlich. Mit keinem von ihnen kann man sich identifizieren oder gar auch nur einen Hauch von Sympathien ihnen gegenüber aufbauen. Lediglich Chase gewinnt im Laufe der Handlung ein paar Sympathiepunkte zurück, da er als einziger eine kleine Entwicklung hin zur Einsicht und Läuterung durchläuft.
Elizabeth Miles versucht ihren Charakteren eine gewisse Tiefe zu geben durch ihre schwierige Vergangenheit oder familiäre Situation und dadurch Beweggründe oder Rechtfertigungen für ihre Handlungen zu liefern. Dies gelingt jedoch nicht, denn es wird nicht ersichtlich, inwiefern sie das zum dem gemacht hat, was sie heute sind. Es bleibt unverständlich, warum sie so handeln, wie sie handeln.
Der Autorin gelingt es sehr gut eine düstere und mysteriöse Atmosphäre im kleinen verschneiten Ascension zu schaffen. Wenn sie dies tut, beschreibt sie die Handlung spannend, geheimnisvoll und manchmal auch wenig gefährlich. Man ist gespannt, wann genau was passiert. Diese wirklich spannenden Szenen, in denen wirklich etwas passiert sind jedoch leider viel zu selten und kurzlebig innerhalb der Handlung, sodass der Raum zwischen diesen Szenen leer und langweilig wirkt. Die Handlung schleppt sich nur so voran und etwas Besonderes passiert eigentlich nicht wirklich. Und während der Autorin diese spannenden Szenen meist gelingen, scheitern jedoch hingegen die Szenen, die bei dem Leser Mitgefühl erzeugen und berühren sollen.
Nimmt man einmal eines der Hauptthemen: Mobbing. Es ist ein sehr wichtiges, schlimmes und vor allem aktuelles Thema, das öfter angesprochen werden sollte. Hier jedoch schafft es nicht, mich zu berühren oder zum nachdenken anzuregen. Wie auch die restliche Handlung wirkt das Thema blass und farblos.

Die Idee um die drei geheimnisvollen Mädchen war sehr vielversprechend und der Hauptgrund, warum ich mich so auf das Buch gefreut hatte. Anstatt jedoch mythisch und gefährlich zu wirken, werden sie von dem Teenagergeplänkel, welches die Handlung beherrscht beeinflusst und verlieren in meinen Augen das Interessante oder auch Besondere. Alles wirkt vorhersehrbar und so offensichtlich, dass wenig noch überrascht.
Der Schreibstil der Autorin ist schlicht gehalten und an manchen Stellen schön und ausgefallen. Es lässt sich schnell lesen, ein großer Minuspunkt jedoch war, dass die Autorin augenscheinlich versuchte den Stil des Buches jung und zeitgemäß zu gestalten. Dabei hat sie es aber leider ein wenig zu sehr versucht und für die ein oder andere unfreiwillig komische Formulierung gesorgt. Ich denke, nein ich weiß, dass „heiße Bräute“ und „erste Sahne“ (und hier nur Beispiele) keine Worte sind, die ein Jugendlicher heutzutage noch benutzt. Dadurch wirkte es leider manchmal sehr aufgesetzt.

Fazit:
Jeweils einen Punkt gibt es für die schöne Aufmachung von Cover und Buch, die vielversprechende Idee und die wenigen gelungenen Spannungselemente.
Der Roman versucht viel, schafft jedoch nur sehr wenig. Ich habe mir gewünscht, dass das Thema der Rache an sich näher beleuchtet wird. Was ist Rache, wann oder überhaupt ist sie gerechtfertigt? Das wurde jedoch nur so kurz und nebensächlich angeschnitten, dass mir viel zu viel gefehlt hat. Der Klappentext verspricht einen düsteren, vielleicht auch etwas blutrünstigen und spannenden Jugendthriller mit Fantasyelementen der die Moral und den Menschen behandelt und vielleicht auch ein wenig kritisiert. Man bekommt aber leider nur eine lauwarme dailysoap mit seitenfüllendem und vorhersehbarem Teenagergeplänkel.