Rezension

Es hätte so schön sein können, aber leider überzeugte es mich letztlich nicht

Herzenszauber in Thunder Point - Robyn Carr

Herzenszauber in Thunder Point
von Robyn Carr

"Wir sind alle nur ein Haufen zerbrechlicher Menschen, die versuchen, mithilfe ihrer bescheidenen Mittel ein ordentliches Leben zu führen."

 Dieser "Haufen zerbrechlicher Menschen" ist es, der Thunder Point zu einem Ort werden lässt, an dem es sich gut leben lässt (allerdings definitiv nicht ohne wohlwollende Einmischung der  Nachbarn) und der auch Devon in Thunder Point eine Zuflucht bietet, nachdem sie sich aus einer traumatischen Beziehung befreit hat. Diese Menschen sind es auch, die ihr helfen, wieder selbstständig leben zu können und die ihr zur Seite stehen, als ihre Vergangenheit sie einholt und sie um ihre Tochter kämpfen muss. Ganz nebenbei ist da auch noch Spencer, ein alleinerziehender Vater, der Devons Herz gewinnt.
So weit, so -eigentlich- gut.

Allerdings ist alles allen Problemen zum Trotz fast schon ein wenig zu  rosig. Einer der Charaktere, Eric, drückt es einmal sehr treffend aus, wobei diese Beschreibung fast schon kritisch klingt,auch wenn das in dem Kontext eigentlich wohl eher nicht so gemeint ist: "Er wollte liebend gern ein Teil dieser Gemeinschaft werden, die sich beinahe zwanghaft freundlich benahm." Aber egal, in Romanzen darf es ja gerne auch einmal sehr süß und kitschig sein, von daher hätte mich das nur bedingt gestört.

Viel schwerwiegender ist für mich, dass allen Problemen und allen romantischen und liebenswerten Interaktionen zum Trotz, die Charaktere ein wenig flach bleiben und man nur bedingt mit ihnen mitfühlt.

Insgesamt habe ich rein sprachlich manchmal ein wenig Probleme, nicht nur, dass es anfangs schon etwas widersprüchliche Aussagen gibt, sondern manche Formulierungen sorgten bei mir (und meiner Familie, der sich einige Zitate vorlas) auch ein wenig für Heiterkeit, leider wohl eher ungewollt. Wenn Eric sich ein wenig seltsam fühlt, "irgendwie innerlich warm und flauschig" (S.247), dann habe ich eher ein Bild eines Osterkükens vor mir, aber nicht unbedingt einen gestandenen Mann und Vater, der auch schon seine Zeit im Gefängnis abgesessen hat.

Auch Spencer überrascht mich einige Male mit eigenwilligen Formulierungen, wie etwa die Erkenntnis,dass er Devon Lebendigkeit gebraucht hatte, "nachdem er seine Trauer mit der Verstorbenen verbrannt hatte." Oder wenn er feststellt, dass seine Aussage, dass seine Höhlen dicht sind (aka Nasennebenhöhlen) nicht ganz gelogen ist, "weil er [anfängt] zu verstehen, dass er gefühlsmäßig verstopft war." (S.260/261)

Es gibt noch einige andere Beispiele, die mich immer wieder aus dem Lesefluss rissen. Nun bin ich mit Sicherheit was Sprache anbelangt sehr kritisch, das dürfte unter "Berufskrankheit" fallen, aber ich tat mich letztlich doch schwer zu verstehen, warum die Bücher von Robyn Carr Bestseller sind, weil mich das Buch zwar kurzfristig unterhielt, aber nicht wirklich fesseln konnte.

Hinzu kommt dann noch eine Vielzahl von Einzelschicksalen und Charakteren, die es dem Leser schwer machen, mit den einzelnen Personen wirklich Schritt zu halten und die verschiedenen Kinder und Partner und dergleichen immer wieder korrekt zuzuordnen. Vermutlich ist dies ertwas leichter, wenn man die Reihe in der korrekten Reihenfolge liest und die Personen der Reihe nach kennenlernt, aber momentan habe ich nicht das Verlangen, noch ein weiteres Buch dieser Reihe zu lesen.

Das Potential für eine nette, unterhaltsame Geschichte mit wirklich spannenden Elementen war gegeben, aber leider hat es in dieser Umsetzung für mich nur zu zwei Sternen gereicht.