Rezension

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Es ist ganz in Ordnung

Was keiner weiß - Susan Sloan

Was keiner weiß
von Susan Sloan

Bewertet mit 3 Sternen

Ein Roman über Valerie, eine junge Frau, die dachte sie hätte im Jahr 1955 die Liebe ihres Lebens Jack geheiratet und hätte nun eine wunderschöne Zeit vor sich. Im Jahr 2000 jedoch steht sie als 62jährige wegen Mordes an dem besagten Mann vorm Gericht und muss sich für ihre Tat verantworten. Was in dem Zeitraum zwischen dem Kennenlernen und dem Mord alles geschehen ist wird in diesem Buch ausführlich berichtet. Es ist in acht Leseabschnitten unterteilt und zwar den Jahren 1955, 1962, 1967, 1974, 1978, 1982, 1990, 1999 und dann noch der Gegenwart, dem Jahr 2000.

Es ist ein flüssig zu lesendes Buch und man kommt tatsächlich schnell voran, aber für mich gab es zwischenzeitlich wirklich einige Längen, weswegen ich das Buch am liebsten zur Seite gelegt hätte. Die Neugier aber wie sich das Familienleben entwickelt, was aus den Kindern wird und natürlich auch wie die Geschworenen am Ende entscheiden hat mich dazu angetrieben zu Ende zu lesen, was ich keineswegs bereue.

Valerie ist sehr religiös und auch gehorsam, denn schon von klein auf hat sie sich die Lektionen von ihrem Vater sehr zu Herzen genommen. Vor allem die Regel ‚Was hier im Haus geschieht, bleibt auch im Haus’ hat sich bei ihre eingeprägt, was ihr meiner Meinung nach sehr zum Verhängnis wurde. Als sie mit 17 den 8 Jahre älteren Jack Marsh kennen und lieben lernt fängt für sie das Unheil an und doch ist sie nicht in der Lage ihn zu verlassen. Um wenigstens etwas Schönes aus der Ehe ziehen zu können möchte sie so viele Kinder wie möglich haben, doch ist damit nach sechs Jahren, fünf Schwangerschaften und zwei Fehlgeburten Schluss, sie kann keine Kinder mehr bekommen und Jack ist mehr als glücklich darüber, da er sowieso immer schon dagegen war.

Jack schlägt Valerie grundlos, vergewaltigt sie, kommt immer wieder nach der Arbeit betrunken nach Hause, hat eine Affäre nach der anderen und ist insgesamt einfach nur jemand bei dem ich mir einen Tod viel eher gewünscht hätte. Und Valerie ist einfach froh, wenn er nicht da ist und sie in Ruhe lässt. Das Sonderbare ist aber, dass er tatsächlich denkt er würde Valerie lieben und ohne sie nicht leben können. Hier wurde aber auch mit dem Klischee ‚Wie der Vater so der Sohn’ gearbeitet, denn auch schon Jacks Vater war ein gewalttätiger Alkoholiker, der seine Frau bei der Geburt von Jack verloren hat, weswegen er dem Jungen die Schuld dafür gegeben hat. Jack hat also nicht viel Liebe erfahren dürfen und auch nicht wie er sich bei Frauen zu verhalten hat, denn es sind nun mal nicht einfach alle gleich.

Das Schlimmste ist eigentlich, dass Valerie viel zu oft versucht Entschuldigungen für Jack zu finden, auch wenn sie weiß was für ein schrecklicher Mensch er ist. Ich hätte mir gewünscht, dass sie wenigstens zum Wohl ihrer Kinder ihn verlässt, egal was die Kirche dazu sagt. Das seltene Highlight für sie und die Kinder ist der Besuch bei ihren Eltern in der Heimat.

Es ist schlimm zu lesen wie eine einzelne Frau so viel durchstehen muss ohne sich jemandem anvertrauen zu können. Ich meine so viele Jahre in einer solch schrecklichen Ehe auszuhalten hatte schon etwas Faszinierendes beim Lesen für mich, auch wenn es komisch klingt. Und was die Kinder durchmachen mussten, was ihnen für ein Verhalten von klein auf aufgezeigt wurde ist einfach nur unglaublich.

 

Fazit:

Eine tragische Familienchronik, der teilweise die Spannung gefehlt hat. Und einige Seiten weniger hätten sicher auch nicht geschadet. Trotzdem war dieser Roman mehr als faszinierend und wenn man bedenkt, wie viele Menschen unter der Gewalt ihres Partners leiden und nicht in der Lage sind sich zu verteidigen oder sich jemandem anzuvertrauen ist es umso erdrückender