Rezension

Es kontrolliert jeden deiner Schritte

Erebos - Ursula Poznanski

Erebos
von Ursula Poznanski

INHALT: 
In Nicks' Schule wird neuerdings eine mysteriöse DVD herum gereicht. Auch er will dringend erfahren, was es damit auf sich hat, muss sich jedoch eine Weile gedulden. Die Regeln besagen nämlich, dass niemand, der im Besitz der DVD ist auch nur ein Wort darüber verlieren darf. Als Nick die geheimnisvolle silberne Scheibe endlich in den Händen hält, erfährt er, dass es sich hierbei um ein äußerst realistisches PC-Game handelt. Ein Spiel, das mehr über dich weiß, als gut für dich ist. Ein Spiel, das dich an deine Grenzen treibt. Ein Spiel, das seine Fäden auch in der Realität spinnt und jeden deiner Schritte kontrolliert...

MEINUNG:
Zunächst möchte ich erst einmal den Schreibstil der Autorin loben. Ihre Worte weiß sie gekonnt so zu formulieren, sodass man sich als Leser schnell in ihre Welt einfindet. Alles wirkt irgendwie ziemlich locker-leicht, trotz der eher düsteren Thematik. Auch schafft sie es meistens recht gut eine Atmosphäre zu erzeugen, die einen glauben lässt, dass jederzeit alles passieren kann.
Allerdings wird dieses Potenzial, das viel Raum für Überraschungen bietet meiner Meinung nach nicht ausgeschöpft. Die meiste Zeit begleitet man Nick dabei wie er sich in die Spielewelt von Erebos einfindet und sich immer mehr darin verliert. Nahezu die Hälfte des Buches wird aus der Sicht seines Spielcharakters Sarius erzählt, der in der Welt von Erebos zahlreiche Kämpfe zu bestreiten hat und sich mit anderen Spielern messen muss. Das Spiel wirkt nicht nur dadurch sehr realistisch, dass es viele persönliche Dinge über die Spieler weiß. Hin und wieder bekommt Nick auch Aufgaben zugeteilt, die er in der realen Welt umsetzen muss. An dieser Stelle wurde es interessant, da man sich fragte welches große Ziel damit verfolgt wird. Allerdings grübelt Nick ein bisschen zu wenig über das Spiel nach und wie es überhaupt sein kann, dass es derart in sein eigenes Leben hinein blicken kann. Wie alle anderen Spieler entwickelt Nick recht schnell ein extremes Suchtverhalten und vernachlässigt deswegen sogar die Schule. Unglaubwürdig wird es an der Stelle, an der klar wird, dass so ziemlich keiner immun gegen den Sog von Erebos ist. Es wird einfach so dargestellt, als wären alle Jugendlichen gleichermaßen naiv und manipulierbar. Vieles ist zudem ziemlich in die Länge gezogen und erst zum Ende hin wird das Buch richtig spannend. Allerdings konnte mich auch das überraschende Ende nicht wirklich überzeugen. Ich möchte an der Stelle nichts verraten, aber den Roman als großes Ganzes gesehen empfand ich als ziemlich unstimmig. Da sich hier Fantasie und Realität oft vermischt, habe ich mir bereits während des Lesens oft vorgestellt, dass das Gelesene nicht die Wahrheit wiederspiegelt, sondern lediglich die Wahrnehmung eines Spielsüchtigen. Dadurch gefiel es mir zeitweise etwas besser. Dennoch war es dazu wiederum nicht surreal genug.
Gut gewählt fand ich hingegen die im Spiel auffindbaren Parallelen zur griechischen Mythologie. Auch die Liebesgeschichte am Rande war schön zu verfolgen. Obwohl mir das Buch als Gesamtwerk nicht ganz zugesagt hat, wusste es immer wieder zu stückweise zu fesseln. Mehr als drei Sterne kann ich hier jedoch nicht vergeben.

FAZIT: 
Viel verschenktes Potenzial. Zwischendurch ganz spannend, da man nie genau weiß was noch passieren wird. Allerdings handeln die Charaktere nicht immer nachvollziehbar und die Thematik Computer-Spiele wurde ein wenig zu einseitig behandelt. Die meiste Zeit geht es um die Erlebnisse im Spiel und das Suchtverhalten, das Jugendliche entwickeln, wenn sie zu viel Zeit damit verbringen. Vieles hätte man kürzen können, sodass es leider erst zum Ende hin spannend wird.