Rezension

Es lässt einem nicht so schnell los

Die unterirdische Sonne - Friedrich Ani

Die unterirdische Sonne
von Friedrich Ani

Bewertet mit 5 Sternen

Eine Insel. Ein Haus. Ein Keller. Fünf Jugendliche, die mit Gewalt darin festgehalten werden. Kein Tageslicht. Und täglich wird einer von ihnen nach oben geholt. Doch niemand spricht über das, was dort geschieht. Denn wer spricht, stirbt, bekommen sie gesagt. Die Lage scheint aussichtslos, und Angst, Wut, Schmerz, Verzweiflung und Sehnsucht lassen die Jugendlichen beinahe verrückt werden. Doch nichts kann sie retten vor den schrecklichen Dingen, die geschehen. Bis ein neuer Junge zu ihnen gebracht wird, der nicht bereit ist, die Gewalt zu akzeptieren. (Amazon)

Ich habe ein paar Tage überlegt, ob ich meine Meinung zu diesem Buch aufschreiben soll, denn es fällt mir schwer, die richtigen Worte zu finden. Die Kinder im Alter zwischen 11 und 18 Jahren werden in einem Keller gefangen gehalten und komplett überwacht. Sie sind ihren Peinigern völlig ausgeliefert und der kleinste Verstoß gegen die Regeln wird bestraft. So dürfen sie z.B. nicht darüber reden, was oben mit ihnen passiert und auch ihre Vergangenheit ist tabu.

Am Anfang fragte ich mich noch, warum sich die Kinder nicht wehren, aber es sind eben Kinder, die es mit brutalen und bewaffneten Erwachsenen zu tun haben. Sie sind eingeschüchtert, verängstigt, gedemütigt und haben eigentlich auch mit dem Leben abgeschlossen, denn sie rechnen nicht damit, jemals wieder freizukommen.

Da es ein Jugendbuch ist, wird vieles nur angedeutet, aber für meine lebhafte Phantasie war das fast schlimmer, als wenn alles genau beschrieben worden wäre. Die Kinder müssen schreckliches ertragen und jeder geht anders damit um. Sie können noch nicht mal darüber reden um das Erlebte besser zu verarbeiten. Ich fragte mich immer wieder, was für Monster ihre Peiniger doch sind. Der Leser muss miterleben, wie die Kinder nach und nach zerbrechen und manche dabei sind den Verstand zu verlieren.

Der bildhafte Schreibstil des Autors trägt dazu bei, dass ich auch Tage später noch über diese Geschichte nachdenke, denn so etwas könnte durchaus in dieser kranken Welt passieren. Die Geschichte lässt mich einfach nicht mehr los und das Ende hat dazu beigetragen, dass sich bei mir ein ganz schlechtes und trauriges Gefühl eingenistet hat. Es ist schrecklich mitzuerleben, wie aus fröhlichen und lebhaften Kindern stumpfe und stumme Zombies werden. Wie ihre Träume verschwinden und sie sich nur noch den Tod wünschen.

Obwohl "Die unterirdische Sonne" ein Jugendbuch ist, ist es für empfindsame Gemüter nicht geeignet, da es den Leser in eine depressive Stimmung stürzt, aus der man so schnell nicht mehr heraus kommt. Ich vergebe für dieses nachdenklich machende Buch 5 von 5 Punkten und hoffe, dass ich bald diese schrecklichen Bilder aus meinem Kopf bekomme. So mitgenommen hat mich schon lange nichts mehr und ich lese lieber knallharten Horror als so eine realistische Geschichte.

© Beate Senft