Rezension

Es lohnt sich, sich durch die Seiten zu mühen.

Später Frost - Roman Voosen, Kerstin Signe Danielsson

Später Frost
von Roman Voosen Kerstin Signe Danielsson

Inhalt:

DIe alteingesessene Polizistin Ingrid Nyström wird zur Polizeichefin ernannt. Eine junge Deutsch-Schwedin namens Stina Forss flüchtet von Berlin nach Växjö, um ein neues Leben zu beginnen.
Der Eigenbrödler Balthasar Frost wird mit schweren Verätzungen tot in seinem Gewächshaus gefunden. Der erste Fall für das neue Duo. Doch erst einmal wird im Dunkeln getappt, denn wer sollte schon diesen alten Professor töten? Bis sich eine aberwitzige Spur bis nach Jerusalem zieht...

Meine Meinung:

Ganz dezent kommt dieser Krimi daher, viel passiert auf den ersten Seiten nicht, sondern es werden erst einmal umfassend die beiden Hauptcharaktere Stina Forss und Ingrid Nyström vorgestellt. Dann geschieht natürlich auch erstmal der Mord, den brauchen wir ja für die restliche Geschichte. Es ist durch das ganze Buch hinweg sehr mysteriös, was da mit dem alten Einzelgänger und Schmetterlingsforscher Balthasar Melchior Frost passiert. Erst wird sein Gesicht in Kalk getaucht und dann wird er auch noch mit Wasser übergossen, wodurch er von innen "verbrennt" und dann wird ihm auch noch der kleine Finger abgeschnitten.

Tja, und dann wird der Leser quasi überflutet mit Charakteren und Handlungssträngen. In Anbetracht dessen, dass wir hier den Beginn einer Serie um das weibliche Ermittlerduo verfolgen, ist es ja ganz sinnvoll, dass wir auch ganz viele andere Kollegen/ Freunde/ Familienmitglieder/ Partner kennenlernen. Allerdings geschah das hier in einer Fülle, bei der ich schlicht den Überblick verloren habe, da leider die anderen Beteiligten nur wenig bis gar nicht vorgestellt worden sind, sondern nur einen Name hatten, wodurch ich sie ganz schnell durcheinander geworfen habe. Und dann die vielen Handlungsstränge, die zu schnell wechseln.

Hat man sich aber einmal in dieses ganze Gewirr eingelesen, erhält die Geschichte dadurch natürlich eine unglaubliche Vielschichtigkeit und Tiefe. Hier finde ich, ist den beiden Autoren auch eine wirkliche Meisterleistung gelungen. Die ganzen einzelnen Handlungsstränge verweben sich nach und nach, die Spannung steigt, die vielen kleinen Rätsel werden immer mehr gelöst und schlussendlich ist die Wendung/ Auflösung des Ganzen nicht vorhersehbar gewesen.

Es hat mich wirklich fasziniert, wie plötzlich der Prolog, in dem es um Jerusalem 1948 geht, mit eingeflochten wurde und was sich daraus alles ergeben hat. Wie gesellschaftskritisch der Roman doch plötzlich wurde, wie sich eine Kontroverse über Homosexualität entwickelt und wir dann auch noch etwas über Schachspieler im dritten Reich erfahren.

Fazit:
Es war für mich ein Buch mit etlichen Gegensätzen. Zu viele Menschen, die man sich merken muss. Dafür aber eine wunderbar vielseitige Handlung. Ingrid Nyström ist einerseits erfrischend normal (mal keine psychopathische Ermittlerin, juhu!), grenzt aber auch etwas ans Langweilige. Dafür hält Stina Forss noch einige Geheimnisse parat, die gelüftet werden wollen. Der Mord rückt letztendlich etwas in den Hintergrund, was aber der Spannung absolut keinen Abbruch getan hat. Empfehlenswert!