Rezension

Es war nie vorbei

Der Kreidemann
von C. J. Tudor

Bewertet mit 3 Sternen

C.J. Tudors Debütroman  “Der Kreidemann“ spielt in dem kleinen Ort Alderbury in Südengland. Es geht um eine Gruppe von fünf Freunden – Eddie genannt Munster, Fat Gav, Metal Mickey, Hobbo und das Mädchen Nicky -, die zunächst eng befreundet sind und ihre ganze Freizeit zusammen verbringen. Im Jahr 1986 sind sie 12 Jahre alt. Eines Tages besuchen sie einen Jahrmarkt, wo sie Mr Halloran, den Kreidemann zum ersten Mal sehen. Er ist ein Albino, dem die meisten Menschen von Anfang mit Misstrauen begegnen. Er wird im neuen Schuljahr an der Schule der Kinder unterrichten. Noch wichtiger ist aber, dass an diesem Tag ein furchtbares Unglück passiert. Ein Teil löst sich von einem Fahrgestell und verletzt ein wunderschönes junges Mädchen namens Elisa schwer. Ed und Mr Halloran retten ihr durch Erste-Hilfe-Maßnahmen das Leben. Von da an geht es bergab mit der Jungenbande, und ein  Verhängnis scheint den Ort für lange Zeit zu bedrohen. Es gibt Gewalt und mehrere Todesfälle.
Von Mr Halloran stammt die Idee, über Kreidezeichen miteinander zu kommunizieren. Kreidezeichen führen die Jungen zu der Leiche eines Mädchens im Wald. Es handelt sich um Elisa, die den Unfall überlebt hatte. Die Polizei stellt die Ermittlungen schon bald ein, weil sie glaubte, in Mr Halloran einen passenden Schuldigen gefunden zu haben. Nickys Vater, ein fanatischer Pfarrer, sorgt mit seinen Anhängern für viel Unruhe, wenn er gegen die Abtreibungsklinik im Ort wettert. Eds Mutter ist als Ärztin dieser Klinik ständigen Anfeindungen und Übergriffen ausgesetzt. Auch Ed wird immer wieder angegriffen, vor allem von Sean, Metal Mickeys älterem Bruder. 
Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen aus Eds Perspektive erzählt. 2016 ist er 42 Jahr alt, als die Vergangenheit durch Briefe mit Kreide und der Zeichnung eines Strichmännchens wieder lebendig wird. In den die Erzählgegenwart betreffenden Abschnitten wird deutlich, dass die Vergangenheit das Leben aller Beteiligten in diesen 30 Jahren überschattet hat, dass jeder von ihnen ein Geheimnis verbirgt. Auch Ed hat Dinge getan, die er bereut. Ed und die anderen versuchen nun, den Mord 30 Jahre nach der Tat aufzuklären.
Der meist hoch gelobte Thriller macht es dem Leser nicht leicht. Immer neue Zufälle und Handlungsumschwünge sorgen für Verwirrung und sind leider zum Teil wenig plausibel. Manche Szenen wirken schon sehr weit hergeholt. Am Ende rekonstruiert der Leser mühsam, wer was getan hat und warum. Wegen dieser Mängel  empfehle ich  “Der Kreidemann“ nicht uneingeschränkt.