Rezension

Es werden spannend, schaurige Bilder in den Kopf des Lesers gepflanzt

Palast der Finsternis - Stefan Bachmann

Palast der Finsternis
von Stefan Bachmann

Bewertet mit 4 Sternen

Tauche 34 Meter unter der Erde in einen spukenden Fantasy-Thriller

„Palast der Finsternis“ ist ein Roman des schweizerisch-amerikanischen Autors Stefan Bachmann, der sein erstes Buch „Die Seltsamen“ bereits im Alter von 19 Jahren veröffentlichte.
Seine neue Geschichte rund um einen geheimnisvollen, unterirdischen Palast wurde in Deutschland im August 2017 durch den Diogenes – Verlag publiziert.
Inhaltlich dreht es sich um  Anouk und vier weitere Jugendliche, die die Möglichkeit bekommen, den „Palais du Papillon“ zum vermeintlich ersten Mal seit dem 18. Jahrhundert zu betreten. Es soll eine Forschungsexpedition werden. Doch warum dürfen ausgerechnet Anouk und die anderen zuerst hinunter? Warum halten sich die Organisatoren der Unternehmung so bedeckt? Und was erwartet sie wirklich 34 Meter unter der Erde?

Als ich das Taschenbuch in der Hand hielt, bekam ich einen leichten Wow-Effektt. Je nach Lichteinfall verändert sich das düstere Bildnis eines Schlosskorridors inklusive geisterhaften Bewohner. Ich habe es anfangs tatsächlich immer wieder fasziniert hin und her bewegt. Der Klappentext zum Roman klingt nach einem abenteuerlichen Jugendroman mit Escape-Challenge-Charakter. Also vielversprechend.
Mit knapp 400 Seiten und etlichen, nicht zu langen Kapiteln, ist das Buch gut unterteilt.
Wichtiger Fakt: Es gibt zwei zeitlich versetzte Erzählstränge aus der Sicht der Hauptprotagonistinnen Anouk und Aurelie .
Die Perspektive der siebzehnjährigen Anouk fiel für mich mehr ins Gewicht. Sie ist clever, sarkastisch, direkt und leider verletzend anderen gegenüber.
Dennoch wurde ich durch sie sehr dynamisch durch das Buch geführt. Ihre jugendliche Art und das Know-How zur Renaissance bzw. zeitgenössischen Geschichte lieferte einen intensiven Blick in die Umgebung des Schlosses. Durch sie nimmt man auch die unterschiedlichen  Nebendarsteller wahr. Wie zum Beispiel meine heimliche Heldin: Die sechzehnjährige Lilly. Sie ist diejenige ohne riesigen IQ, aber mit einem Herzen aus Gold. Hier schon der Wink mit dem Zaunspfahl, dass Freundschaft in beiden Erzählperspektiven eine große Rolle spielt.
Aurelie du Bessancourts Part führte mich zurück in das 18. Jahrhundert und live in den Beginn der französischen Revolution. Sie ist Anouks Gegenstück, genau so clever, aber höflicher. Das machte sie als Tochter eines Marquis authentisch. Hier wird besonders auf die Familie eingegangen, dem Palast und seine Geheimnisse. Aurelies sehr neugierige Ader springt übrigens schnell auf den Leser über. Denn man wird mit wenigen Informationen gefüttert bis es 34 Meter unter die Erde geht. Herr Bachmann ließ im Raum stehen: Was ist dort unten? Es war schon nervenaufreibend. Nicht, weil es sich um ein unerforschtes und altes Gemäuer handelt, nein, das täuscht. Man wird eingangs auf eine falsche Fährte gelockt und dann verfällt man in Spekulationen. Vorhersehbar ist es selten bis gar nicht. Warum? Tja, Aspekte aus Mary Shelleys "Frankensein", John Dashners „Das Labyrinth der Auserwählten“, Darsteller mit dramatischen Hintergrund und französische Geschichte werden vermischt. Genial! Außerdem hat der Autor historische Begebenheiten gut recherchiert und scheint der französischen Sprache mächtig zu sein. Glücklicherweise wurden französische Parts innerhalb des Redeflusses übersetzt.
Erst auf der Zielgeraden rasseln alle Antworten und Schlussfolgerungen auf einen herein. Das ist mein einziges Manko: Der Schluss. Es passiert so viel auf einmal, dass ich manche Stellen zweimal lesen musste, um folgen zu können. Manchmal ist weniger mehr und spart Nerven. Nichts desto trotz bin ich Fan dieses Fantasy-Thrillers mit einem „halb-guten“ Ende.

Fazit: Drama, Thriller, Historie, Fantasy ohne schnulzig zu werden. Ein Mix der Leser mehrere Genre vereint.