Rezension

Eso trifft Business

Meer Liebe auf Sylt - Claudia Thesenfitz

Meer Liebe auf Sylt
von Claudia Thesenfitz

Bewertet mit 3 Sternen

Henrietta und Ulla sind beide eher wenig begeistert, dass sie sich auf dem Geburtstag der gemeinsamen Enkelin auf Sylt treffen müssen, sie sind einfach zu verschieden. Die eine eine gestandene Businessfrau, immer top gekleidet und mit klaren Prioritäten, die andere eher im Einklang mit Mutter Natur und der Welt. Doch das soll nicht alles bleiben - nachdem die Mutter der kleinen in einer Nacht und Nebel Aktion das Weite sucht um ihre Ehe zu retten müssen die beiden grundverschiedenen Urgewalten sich zusammenraufen und gemeinsam um die Enkelin kümmern..

Am Anfang hab ich das Buch wirklich noch in vollen Zügen genossen - phasenweise musste ich mir die Lachtränchen aus den Augen wischen, wenn Ulla mal wieder versucht hat "sich in irgendwas reinzuspüren" - vorzugsweise in leblose Dinge wie die Lederautositze von Henrietta. Bevor man sich auf totes Tier setzt muss man ja erstmal seinen Frieden mit dem armen Opfer schließen, nich? 
Da war's dann auch nicht weiter störend dass das Buch nicht unbedingt Wert auf Logik legt (Welche eigentlich tolle Mama fliegt über Nacht einfach mal für mehrere Wochen nach New York und lässt die zweijährige im ungewissen? Meine eigene hätte ihre Ehe entweder fröhlich den Bach runtergehen lassen, während sie mit mir spielt oder hätte mich einfach unter den Arm geklemmt und mitgenommen) und die beiden Frauen sind schon fast das Sinnbild aller gängigen Klischees die man so über die Businessfrau und die 69er Grünwählerin hat. Ist aber auch egal, sorgt nämlich für Lacher. Da darf man dann schon auch mal übertreiben.

Die beiden Frauen beginnen allerdings irgendwann sich anzunähern - und damit geht natürlich Stück für Stück das Konfliktpotential flöten. Für den Leser gibt's also nicht mehr allzu viel zu lachen weil die Konfrontationen in Kuschelkurs umwandeln. Das Klischee aber bleibt. Und beginnt dann auch irgendwann zu stören, wenn es zu nichts mehr nützt. 

Was mich aber eigentlich gestört hat war, dass die Enden irgendwie nicht befriedigend miteinander verbunden wurden. Klar, alles wird gut und jeder ist am Ende irgendwie zufrieden, so ist es in solchen Romanen doch immer. Aber von Ehekrise zu eitel Sonnenschein und von autonomer Powerfrau zu großer Liebe innerhalb von gefühlten 20 Seiten? Nicht wirklich. 

Das Buch war nett für Zwischendurch, ist die perfekte Urlaubslektüre weil es die grauen Zellen entlastet und macht auch irgendwie gute Laune. Ein Meisterwerk ist es nicht, Spaß macht es aber auf jeden Fall.