Rezension

Essstörungen: Leben oder Sterben?

Alles so leicht
von Meg Haston

Bewertet mit 4 Sternen

Ansprechende, und bewegende Geschichte. Auch nach dem Lesen muss man noch daran denken!

"Die Kunst, was zu verlier'n, ist gar nicht schwer, erscheint es uns auch (schreib's hin) als Malheur." - Elizabeth Bishop

Der erste Satz: "Noch siebenundzwanzig Tage bis zur Freiheit, und ich bin gefangen in einem Blechkasten mit grau bezogenen Sitzen und dem künstlichen Piña-colada-Gestank eines Wunderbaums, der am Rückspiegel baumelt."

Worum geht es? Stevie ist sich sicher. Wenn der Todestag ihres Bruder näher rückt, will sie sich umbringen. Es ist schon alles geplant. Sie will sich zu Tode hungern, um bei ihm sein zu können. Doch dann schickt ihr Vater sie in ein Therapiezentrum, wo sie lernt, mit ihrer Essstörung umzugehen. Zuerst weigert sie sich, doch die Therapeutin Anna wirkt so menschlich. Sie behandelt Stevie nicht wie eine Patientin, sondern wie einen lebenden Menschen. Anna weiß ihre Worte mit Bedacht zu wählen, und schon bald stellt Stevie sich die Frage: Will sie das alles überhaupt noch?

Diese fiktive Geschichte geht dem Leser, ab der ersten Seite, unter die Haut. Ich habe mich von Anfang an gefragt, wie es ausgehen wird. Wird Stevie sich umbringen, oder sich für das Leben entscheiden? Doch dann ist mir aufgefallen, dass es gar nicht so wichtig ist zu erfahren, wie es denn nun ausgeht. Hauptsache sie kann sich selber verzeihen. Es blieb spannend, bis zur letzten Seite. 

Auch die Figuren um Stevie herum wurden alle individuell beschrieben, so dass auch diese ihre eigene kleine Geschichte in dem Buch erzählen konnten. Mir haben nur Kleinigkeiten gefehlt, die am Ende leider nicht mehr erwähnt wurden. Zum Beispiel, wieso die Mutter denn nun die Familie verlassen hat. Das wurde gar nicht näher erläutert. Es gab zwar Andeutungen, aber ein konkreter Grund wurde nicht getan. Desweiteren hat mich gestört, dass man am Ende das Zusammentreffen zwischen Stevie und ihrer ehemaligen Freundin nicht mehr lesen konnte. Es hat für mich einerseits zu schnell geendet, andererseits hat man so die Chance, selber darüber nachzudenken, wie es denn nun weitergehen könnte.

Ich habe schon viele Bücher, in denen das Thema Magersucht behandelt wird, gelesen. Und ich muss sagen, dass dies das erste Buch in diesem Genre ist, welches mich von der Geschichte her anspricht. Ich kann das Buch nur jedem weiterempfehlen, der sich gerne mit diesem Thema beschäftigt, oder der Lust auf eine emotionale Reise hat, die sich nicht nur um Magersucht dreht.