Rezension

Ethische Diskussion in Form eines Romans

Ananda - Beta - Rachel Cohn

Ananda - Beta
von Rachel Cohn

Elysia dient als Klon auf der Insel Demesne, einer perfekten Welt, so perfekt, dass die Menschen die Arbeit ablehnen und einfach nur noch entspannen wollen. Genau aus diesem Grund wurden die Klone entwickelt. Sie sollen die menschlichen Arbeiter ersetzen und durch die herausragendes Aussehen und Benehmen die friedliche und ästhetische Welt Demesnes verstärken.
Doch im Paradies ist nicht alles perfekt. Elysia fängt langsam an Gefühle zu entwickeln und je mehr sie fühlt, umso mehr erfährt sie über diese Welt, über die Revolte im Hintergrund und über defekte Klone wie sie selbst einer ist.

Elysias Blick auf die Welt kann man schon als naiv bezeichnen, denn unsere menschlich unterschwelligen Anmerkungen sind nicht auf ihrem Chip gespeichert und so nimmt sie viel zu viel wörtlich. Das zieht sich manchmal auch durch das gesamte Buch, da einfach niemand sie aufklärt.
Das Buch entwickelt sich zusammen mit Elysia, denn am Anfang entspricht ihr Wesen dem eines Babies, das noch nichts kennt. Durch diese langsame Entwicklung, dass sie zuerst als normaler Klon auf der Insel dient und ihre sogenannten Defekte nur langsam zum Vorschein kommen, wird die Geschichte glaubwürdige.

Die Menschen Demesnes empfinden die Klone nicht mehr als Menschen, sie sind Gegenstände, die man verleihen kann, die einfach da sind und machen, was man ihnen empfiehlt. So kam es mir manchmal so vor, als würde die Familie, der Elysia gehört, sie als eine Art lebendes Tagebuch verwenden: Man kann ihr alles erzählen, denn sie kann und wird es niemandem mitteilen.

Es ist ethisch gesehen ein großes, wirklich großes Problem, das hier thematisiert wird: Haben Klone wirklich keine Gefühle? Können sie wirklich nichts empfinden? Darf man sie einfach so besitzen?
Und ich hab das ein oder andere Mal schon einen bitteren Geschmack im Mund gehabt, als ich so Sätze gelesen habe, in denen Klone als "Ökotrend" oder "biologisch abbaubar" bezeichnet werden. Dieser unmenschliche Umgang hat mich bedrückt. Auch die Krankenstation im Labor fand ich von Anfang beängstigend, und das nicht nur, weil ich die Geschichte aus Elysias Sicht erlebt hat, für die es natürlich der blanke Horror ist.
Wenn das eine mögliche Zukunft von uns Menschen wäre, ich könnte dankend darauf verzichten. Der Gedanke, nach dem Tod Material für einen Klon zu werden...

Doch noch einmal zurück zur Geschichte an sich: Beta ist natürlich ein Jugendbuch und war an manchen Stellen vorhersehbar. Aber gerade der Schluss hat noch einmal eine unglaubliche Spannung aufkommen lassen und hat viele Überraschungen und ein oder zwei unvorhersehbare Wendungen genommen. Diese haben dann auch das Vorhersehbare mehr als nur wett gemacht (auch wenn ich auf die eine Überraschung gut hätte verzichten können).

Ich hoffe, dass in den nächsten Bänden die Water Wars noch mehr thematisiert werden, denn bisher waren das nur so kleine Appetithäppchen, mit denen ich als Leserin da gefüttert wurde und ich würde doch noch gerne mehr darüber lesen, wie es dazu kam und was genau passiert ist. Auch das Mainland interessiert, nachdem diese heile Scheinwelt Demesne nun starke Risse bekommen hat. So gibt es auch noch offene Charaktere, die mich reizen würden, ich möchte z.B. wissen, was mit Astrid, der Tochter, die Elysia ersetzen sollte, geschehen ist und ob sie sich vielleicht sogar der Revolte angeschlossen hat. Durch den fiesen Cliffhanger im letzten Satz bin ich natürlich doppelt gespannt darauf, wie es weitergeht und freue mich schon auf den nächsten Band.

Fazit

Dieses Jugendbuch thematisiert das Klonen, für mich ein großer Punkt in der ethischen Diskussion. Und gerade dieser Punkt war gut durchdacht und umgesetzt, so dass ich das Buch stellenweise beängstigend und erschütternd fand - aber eben durchaus im positiven Sinn.