Rezension

Etwas ganz besonderes

Es wird keine Helden geben - Anna Seidl

Es wird keine Helden geben
von Anna Seidl

Bewertet mit 4.5 Sternen

Es ist ein ganz normaler Tag wie jeder andere auch, bis zu dem Zeitpunkt, als ein 16-jähriger Schüler in seiner Schule Amok läuft. Er, der immer wieder nicht nur von seinen Mitschülern gehänselt wurde, rastet aus und schießt um sich. Bei dieser Raserei kommt auch Tobi um, der Freund von Miriam Brand, und sie steht dabei und kann nichts tun...

Anna Seidls Schreibstil ist sehr leicht und flüssig zu lesen und ich habe mich mehrfach gefragt, wie es ein 16-jähriges Mädchen schafft, gerade Gefühle und Emotionen so zu beschreiben, dass ich als Erwachsene Gänsehaut bekomme.

Miriam Brand ist die Hauptperson dieser Geschichte und um ihre Auseinandersetzung mit dem Amoklauf und der Trauer um ihren Freund geht es hauptsächlich. Abgeschottet von der Aussenwelt versucht sie Schritt für Schritt, auch mit Hilfe einer Therapeutin, sich wieder ins Leben hinaus zu kämpfen - was ihr auch schlussendlich gelingt. Die Phasen der Trauer und der Trauerbewältigung sind sehr realistisch beschrieben. Ihre Freundinnen Joanne, Tanja, Sophia und Vanessa, die versuchen, ihr Trauma auf eigene Weise zu bewältigen, lerne ich in Rückblenden etwas besser kennen.

Gerade die Rückblenden finde ich für dieses Buch sehr wichtig, da sie zeigen, in welcher heilen Welt Miriam bisher gelebt hat. Und nun ist mit einem Schuss alles anders.

Eine ganz wichtige Rolle spielt der Zusammenhalt der Familie. Miriams Mutter hat die Familie vor Jahren verlassen, steht nun plötzlich vor der Tür und will für ihre Tochter da sein. Die ganz langsame Entwicklung dieser Mutter-Tochter-Beziehung finde ich sehr gut beschrieben, wenn mir auch einiges an der Aufarbeitung der Vergangenheit gefehlt hat.

Ich habe eine erschreckend reale Geschichte gelesen, die zum Nachdenken anregt und die ich nicht nur Jugendlichen als Lektüre empfehlen werde. Amoklauf, Mobbing, Trauer, Schuld, erste Liebe, Freundschaft, Abschied, Tränen, Selbstmord, Drogen, Hass und Zorn und nicht zu beschreibende Gefühle - alles ist in diesem Buch vertreten. 

Es sind Sätze wie: "Ich habe mich verloren"  oder  "früher gibt es nicht mehr" machen dieses Buch zu etwas ganz besonderem.