Rezension

Etwas schwächer als Teil 1 "Machtlos"

Die Marionette - Alex Berg

Die Marionette
von Alex Berg

Bewertet mit 4 Sternen

Der zweite Teil der Valerie Weymann - Reihe spielt etwa 1,5 Jahre nach "Machtlos". Valery hat ihr schreckliches Erlebnis irgendwie hinter sich gelassen und hat in ihren Alltag zurückgefunden. Sie ist weiterhin Anwältin und wird durch ihren älteren Anwaltspartner zu einem politisch brisanten Fall hinzugezogen, in dem es um illegalen Waffenhandel geht. Dort begegnet sie unerwartet Eric Mayer wieder, der den Fall auf der Gegenseite untersucht. Und nicht zuletzt muss sie sich auch ihren Gefühlen und ihrem Schmerz stellen, denn auch CIA-Agent Martinez stolpert unerwaret wieder in ihr Leben.

Alex Berg behandelt auch in diesem Teil Geschehnisse, die seit der Veröffentlichung in 2011 bis heute in 2017 nicht an Aktualität verloren haben: Auslandseinsätze der Bundeswehr, Traumata von Soldaten und ihre Folgen, die (Nicht)Behandlung dieser Traumata nach gefährlichen Auslandseinsätzen wie z.B. in Afghanistan, illegaler Waffenhandel und dass bei Geld und Macht alle Moral verloren geht, was man derzeit beim Waffengeschäft zwischen Trump und Saudi-Arabien sehr gut nachverfolgen kann.

Die verschiedenen Handlungsstränge beleuchten unter anderem dieses Mal auch die private Vergangenheit der Protagonisten, was mir sehr gut gefallen hat. Der Leser / Hörer erfährt mehr über Eric Mayer. Seine Figur wird tiefer und macht ihn menschlicher und nahbar. Auch wird in diesem Band klar, woher die Freundschaft und Verbindung zu Don Martinez, dem CIA-Agenten, rührt. Einzig Valerie bleibt als Charakter noch etwas kühl, was mich seltsamerweise jedoch nicht gestört hat. Die Distanz zu ihr mindert in keinster Weise mein Lese- / Hörvergnügen.

Die Soldatin Katja Rittmer ist Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Durch ihre Figur werden alle Handlungsstränge verbunden. Durch ihre Vergangenheit als Soldatin ist sie mit Eric aber auch mit Don verwoben, sie ist der Auslöser für die politische Krise und das drohende Aufdecken illegaler Waffengeschäfte. Katja Rittmer "eskaliert" und muss gestoppt werden. Sie ist in mehrfacher Hinsicht eine Gefahr geworden; für die Politik, die Geheimdienste, ihre Geisel als auch für unschuldige Menschen, die zum falschen Zeitpunkt ihren Weg kreuzen. Durch sie wird das Thema -traumatisierte Soldaten- in den Vordergrund gerückt, das mich sehr berührt hat. Davon abgesehen, dass ich persönlich nicht verstehen kann, wie man sich für den Beruf "Soldat" erwärmen kann, habe ich mich nie wirklich mit dem "Danach" beschäftigt. Alex Bergs Kritik an der scheinbar nicht ausreichenden Behandlung solcher Soldaten ist zwischen den Zeilen sehr deutlich herauszulesen.

Die Geschichte war mir im mittleren Teil etwas zu langatmig. Zu viel Hin und Her ohne richtiges Tempo, wie ich es im ersten Teil gewohnt war. Gegen Ende läuft aber alles schön zusammen und der Nervenkitzel kehrt zurück. Alle Fragen werden beantwortet und es gibt kleine Andeutungen, aus denen man herauslesen kann, wie es vielleicht mit Eric und Valerie im nächsten Teil weitergehen könnte.

Detlef Bierstedt als Sprecher macht wie gewohnt das Buch zu einem tollen Hörerlebnis! Dieses Mal denke ich aber, das gedruckte Buch zu lesen wäre von Vorteil gewesen. Abgesehen davon, dass ich bei eingen Personen nicht weiß, wie sie geschrieben werden, hätte ich den einen oder anderen Absatz gerne noch einmal nachgelesen. Denn jetzt im Nachhinein gibt es ein, zwei Punkte, die ich aus dem Kopf leider nicht mehr zusammenkriege und deshalb gerne schnell nachgeschlagen würde, was mit dem Hörbuch bekanntlich nicht geht.

Nun heißt es warten auf den nächsten Teil, der voraussichtlich "Gefährliche Saat" heißen wird. Leider wurde die Veröffentlichung dieses dritten Bandes schon mehrfach verschoben und es ist nicht klar, ob die Leser uns Fans dieses Jahr noch in den Genuß des Buches kommen werden. 
 
Fazit:
Mit "Die Marionette" ist der Autorin Alex Berg ein würdiger Folgeband der Valerie Weymann - Reihe gelungen, der im Spannungsmoment, im Vergleich zum ersten Band "Machtlos", etwas schwächelt. Auch in diesem zweiten Band werden immer noch wichtige und aktuelle Themen behandelt, bei denen man vielleicht froh ist, nicht alles bis ins letzte Detail zu wissen. So kratzt so ein Roman dann doch an der "Rosa Brille" und holt einen wieder etwas mehr in die Realität der Politik und der politischen Machtspiele zurück. Insgesamt eine klare Leseempfehlung!