Rezension

Etwas überfrachtet

Glücksmädchen - Mikaela Bley

Glücksmädchen
von Mikaela Bley

Bewertet mit 3 Sternen

★★★

Kriminalreporterin Ellen Tamm soll über das Verschwinden der 8-jährigen Lycke berichten. Das weckt ein altes Trauma – als Ellen selbst in diesem Alter war, ist ihre Zwillingsschwester tödlich verunglückt. Ellen verbeißt sich regelrecht in den Fall und drängt die Polizei zu intensiverer Arbeit. Bald ist Ellen selbst im Fokus eines gewaltbereiten Menschen …

 

Der Einstieg in die Story ging flott und einfach. Mich hat der Plot auch gleich gefesselt. Ellens Obsession kann ich gut nachvollziehen – doch ab einem gewissen Punkt hatte sich für mich die Story in sich selbst verheddert und sogar Ellen nervte mich. Das ist natürlich nicht gerade förderlich für einen Reihenstart. Vor allem gibt es inzwischen wohl genug Ermittler jeglicher Art mit irgendwelchen Psychosen.

 

Die in Schweden übliche Sorgerechtsregelung, dass ein Scheidungs-Kind abwechselnd wochenweise bei Mutter und Vater lebt, ist hier zentraler Punkt. Die Frauen in Lyckes Leben sind ihre leibliche Mutter, ihre Stiefmutter und ihr Kindermädchen. Lycke ist nirgendwo so glücklich, wie bei der Nanny – doch die wird bald in Rente gehen. Die Männer in ihrem Leben sind hauptsächlich ihr Vater und ihr Tennislehrer – der Vater ist sowieso überfordert, der Tennislehrer nicht ihr größter Fan. Freunde hat das Mädchen auch keine, im Gegenteil, sie scheint sogar gemobbt zu werden. Die Lehrer sind überfordert und wollen „später“ nach einer Lösung suchen. So ist sie sehr allein und ihr Verschwinden löst Reaktionen aus, die Ellen sehr wütend machen. Außerdem kommen Ellens eigene Probleme zum Zuge. Der Tod ihrer Schwester, das damit im Zusammenhang stehende Scheitern der Ehe der Eltern, ihre eigenen Beziehungsprobleme. Das alles gibt zu denken, geht unter die Haut. Doch insgesamt fehlt dem Psychothriller doch das gewisse Etwas, das nach weiteren Folgen verlangen lässt. Möglicherweise hat Mikaela Bley auch einfach zu viele Thematiken in einen einzelnen Band verpacken wollen. Bei mir führte das leider im letzten Drittel zu „Abnutzungserscheinungen“.

 

Das Ende ist teils überraschend, teils führt es aber auch zum Gedanken „Darauf hätte ich doch kommen können!“. Die Lesezeit ist nicht vertan, dennoch kann ich auch nicht in Begeisterungsstürme ausbrechen. Macht bei mir dann auch entsprechend drei Sterne.

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