Rezension

Etwas überhastet

Reckless 02 - Lebendige Schatten - Cornelia Funke, Lionel Wigram

Reckless 02 - Lebendige Schatten
von Cornelia Funke Lionel Wigram

Bewertet mit 3 Sternen

 

Nachdem Jacob Reckless im ersten Band der Reihe seinen Bruder Will vor dem Versteinern bewahren musste, geht es im Nachfolder nun darum, sein eigenes Überleben zu sichern, da ihn die Nachwirklungen der Erlebnisse mit seinem Bruder langsam aber sicher umbringen wollen…

 

„Lebendige Schatten“ ist nach „Steinernes Fleisch“ der zweite Band von Cornelia Funkes „Reckless“-Reihe um die Brüder Jacob und Will. Ich empfehle, die Reihenfolge einzuhalten, da bei der Lektüre von „Lebendige Schatten“ als Einzelband sonst wichtige Vorkenntnisse fehlen.

 

Die Handlung von „Lebendige Schatten“ setzt kurze Zeit nach „Steinernes Fleisch“ ein und spinnt die im ersten Band aufgegleisten Ereignisse weiter. Eine nennenswerte Einführung in die Handlung oder die Spiegelwelt, in der die Geschichte spielt, gibt es keine, die Autorin setzt voraus, dass die Leser den Vorgänger kennen und noch gut im Kopf haben.

 

Wie auch der erste Band der Reihe wird auch „Lebendige Schatten“ von einem auktorialen Erzähler geschildert, der regelmässig die Perspektive wechselt und mal den einen, mal den anderen Charakter durch die Geschichte begleitet. Die Geschichte wird auch hier in einem sehr hohen Tempo erzählt, für meinen Geschmack wurde fast zu viel in die rund 400 Seiten gequetscht, etwas weniger Handlung, dafür etwas ausführlicher geschildert, hätte mir besser gefallen. Trotz dem hohen Tempo ist das Buch nicht übermässig spannungsgeladen, da die brenzligen Situationen stets schon nach wenigen Seiten mit einem verzauberten „Fingerschnippen“ gelöst werden können.

 

Die Spiegelwelt bleibt leider im zweiten Band der Reihe nicht so märchenhaft wie im ersten, sondern lehnt sich mit dem Einbau vieler technischer Elemente fast etwas in Richtung Steampunk. Grundsätzlich ist das ja nichts schlechtes, aber die Märchenwelt aus dem ersten Band hätte mir in der Weiterführung doch etwas besser gefallen. Auch der Protagonist Jacob hat mir hier nicht so gut gefallen wie im Vorgänger, er wurde ziemlich eindimensional beschrieben. Seine Gegner wirken dafür umso lebendiger, sodass eher sie die Geschichte tragen.

 

Der Schreibstil von Cornelia Funke liest sich wie gewohnt flüssig, auch wenn ich zunächst etwas langsamer lesen musste, um mich wieder in die Spiegelwelt hineinzufinden und mich an alle Namen und „Rassen“ zu erinnern, da es doch schon einige Monate her war, dass ich den Vorgänger gelesen hatte. Etwas störend sind mir in diesem Band die vielen Wiederholungen aufgefallen, sei es von einzelnen Wörtern oder kleinen Satzteilen bis hin zu richtigen Mini-Szenen, beispielsweise das Reiben des Goldtuches, das nur noch „papierdünne“ Goldstücke hervorbringt.

 

Mein Fazit

Durchaus unterhaltsam, die nicht ganz so stimmigen Details, die mich bereits beim ersten Band gestört haben (zu viele Ereignisse mit zu einfacher Lösung, platte menschliche Figuren), treten aber noch stärker in Vorschein. Eignet sich nicht als Einzellektüre, sondern nur für Leser, die den ersten „Reckless“-Band bereits kennen und mögen.