Rezension

Etwas weniger Handlung hätte mich mehr überzeugen können

Engelsgleich
von Martin Krist

Bewertet mit 3 Sternen

"Engelsgleich" war für mich das zweite Buch des Autors und da ich mich vom Klappentext her habe verführen lassen, habe ich meine Erwartungen wahrscheinlich doch etwas zu hoch geschraubt. Mir gab es zu viel Handlung, zu viele involvierte Personen zur Story und auch zu viel Nebenschauplätze, um mich komplett überzeugen zu können. Das Buch ist zwar schnell gelesen, aber manchmal ist weniger einfach mehr und ich hatte das Gefühl, dass die Story einfach nur in die Länge gezogen werden musste, um einen Thriller zu ergeben. 
Die Handlung ist wirklich grausam und verstörend. Päderasten sind mir ein Graus und immer wenn Kinder Teil eines Thrillers werden, wird mir regelrecht übel vor Wut. Man fühlt sich als Leserin hilflos und möchte am liebsten in das Geschehen eingreifen. Kinder dürfen niemals Lustobjekte werden und auch nicht so sinnlos gequält werden wie in "Engelsgleich" beschrieben. Es war wirklich etwas zu viel und mir zu genau beschrieben. Es fiel mir regelrecht schwer an dieser Stelle weiterzulesen. Ein Buch abzubrechen kommt für mich in den wenigsten Fällen in Frage, daher habe ich weitergelesen und die Abgründe menschlicher Psyche weiterverfolgt. Leider wurde es nicht besser, denn es ist mitunter äußerst schmerzhaft zu lesen, wie eine Mutter alles verliert, was ihr lieb und teuer ist, da alle davon überzeugt sind, das sie einem Wahn erliegt. Auch ein Bruder muss erleben, wie schnell man verliert, was man liebt, um zu verletzen und Macht auszuspielen. Wo werden Grenzen gesetzt? Wann hört der Schmerz auf oder endet er niemals? Lernt man zu vergessen oder bleibt man dem treu, von dem man überzeugt ist?
"Engelsgleich" bietet vieles an Story und Gegebenheiten, dass es mir schon fast zu überladen erschien. Der Plot ist super durchdacht und natürlich auch ansprechend, aber an Eindrücken hat es mich mitunter fast erschlagen. Wie schon erwähnt, war es mir mitunter einfach zu viel an Handlung, zumal ich auch erst immer ein paar Zeilen lesen musste, um zu begreifen von wem denn jetzt nun die Rede ist. Markus, Juli oder Kalkbrenner? Dieses grenzt den Lesefluss um einiges ein. Ich will beim Lesen nicht mitdenken müssen, sondern mich zurücklehnen und genießen.
Leider kann ich nur eine bedingte Leseempfehlung aussprechen, denn "Engelsgleich" bot mir wenig Spannung und irgendwann stellte sich fast schon ein Gefühl der Gleichgültigkeit ein. Sehr Schade, aber wahrscheinlich war meine Erwartungshaltung viel zu hoch geschraubt?