Rezension

Etwas zähe Weltreise mit interessanten Aspekten aber ohne Fernwehförderung

Hinter dem Horizont rechts - Christopher Many

Hinter dem Horizont rechts
von Christopher Many

Bewertet mit 3 Sternen

Christopher Many nimmt einen mit auf eine vierjährige Reise von Deutschland bis Australien - und stellt dem Leser das Leben als Overlander vor.

Christopher Many ist ein waschechter Overlander und Nomade, der seit bald 20 Jahren nicht mehr länger an einem Ort gelebt hat. 2012 brach er auf seine zweite Weltreise mit Motorrad auf; zusammen mit seiner Freundin fuhr er von Deutschland nach Australien. Er beschreibt seine Reise mit allen ihren Höhen und Tiefen aus seiner persönlichen Sicht. Dabei hält er sich nicht lange damit auf Sehenswürdigkeiten zu beschreiben, sondern konzentriert sich mehr auf die Lebensweise, sowohl die eigene als Overlander als auch die der Leute, denen er unterwegs begegnet, sowie auf die Kulturen und Politik der Länder, die er durchreist.

Es ist mir schwer gefallen, eine Bewertung für dieses Buch zu verfassen, denn es kommt wirklich stark darauf an, was man erwartet. Many ist sehr pragmatisch, hält sich lieber außerhalb der Touristenbereiche auf und beschreibt in jedem Land nur den Aspekt, der ihn (vermutlich) am meisten beeindruckt hat. So kann jemand, der mehr über Landschaften und Städte erfahren will, schnell enttäuscht sein. Teilweise ergeht sich der Autor seitenlang in Details zu der Politik eines Landes oder Grenzübergängen und ihren Fallstricken. Als Anregung oder Handbuch für denjenigen, der selbst plant als Overlander durch die Welt zu reisen, bietet das Buch bestimmt einige wertvolle Hinweise, besonders für die, die die Tour mit einem Motorrad planen. Für Leser, die sich gerne vom Fernweh übermannen lassen wollen, gibt es zu viele zähe Schilderungen von weniger interessanten Aspekten.

Der Aufbau des Buches, nach Ländern strukturiert und mit einer Art Reisemelodie als Rahmen, gefiel mir sehr gut. Außerdem gibt es zu dem ersten und dem zweiten Teil jeweils eine Karte, auf der man die Reiseroute gut nachvollziehen kann. Ein paar schöne ausgewählte Bilder an einigen Stellen runden das recht dicke Buch als "Reisebericht" ab. Jedoch kamen mir einige Länder viel zu kurz, besonders europäische, wo andere sehr ausführlich beschrieben wurden. Außerdem fand ich einige Aussagen über Politik und Hintergründe schwierig formuliert. Klar, er schreibt nur seine Sicht der Dinge. Aber manches war mir da zu plakativ, insbesondere verallgemeinernde Aussagen zu Europa / den USA und China.

Obwohl ich Reiseliteratur liebe und selbst mehr in der Ferne als zuhause bin, hat mich dieses Buch leider nicht mitgerissen. Vielleicht hatte ich etwas anderes erwartet oder es liegt daran, dass ich mit dem Autoren einfach nicht warm geworden bin. Den Inhalt selbst kann man natürlich schlecht bewerten, da es ein subjektiver Erfahrungsbericht ist. Der Schreibstil war okay und flüssig, aber ein Pageturner wurde es für mich nicht. Mit Sicherheit wird es Leser geben, zu denen das Buch besser passt, denn es ist definitiv kein schlechtes Buch. Ich empfehle es aber eher als praktischen Ratgeber mit Hintergrundgeschichten und persönlichem Touch als als Roman. Mit Sicherheit muss man dem Lesen Zeit geben, so wie auch der Autor seine Reise nicht auf der zeitlich kürzesten Strecke zurücklegt. Dann wird man diesem Buch eher gerecht.

Für mich drei Sterne für interessante Einblicke in das Leben als Overlander und diverse praktische Reisetipps mit einigen für mich überflüssigen und langwierigen Zwischenerzählungen.