Rezension

Etwas zu langgezogen aber gut

Shining
von Stephen King

Die Familie Torrance hat es nicht leicht. Und der Grund dafür ist einzig und allein Jack – mit seinem Alkoholproblem stürzt er seine Familie immer und immer wieder in Schwierigkeiten. Der Job als Hausmeister im Overlook Hotel markiert für sie einen hoffnungsvollen Neuanfang. Doch das Hotel mag nicht der geeignete Ort dafür sein. Üble Gerüchte schwirren um das Gebäude. Seltsame Dinge geschehen. Und Danny, der bis zu gewissem Grad hellsehen kann, sieht grauenvolle Dinge voraus. Das Hotel verändert sie alle, macht sie zu schlechteren Menschen. Allen voran Jack – Wendy und Danny wissen, dass sie fliehen müssen. Doch als das Hotel eingeschneit und völlig von der Außenwelt abgeschnitten ist, ist es längst zu spät dafür…

Shining ist Kult. Fast jeder kennt den Film – dieser war es auch, der mich neugierig auf das Buch gemacht hat, zusätzlich zu der Tatsache dass ich Kings Bücher liebe :)
Allerdings muss ich zugeben, dass ich hiervon ein wenig enttäuscht war. Wie oft, wenn ich ein neues King-Buch lese. Einfach kein Gänsehaut-Feeling. Nichts. Im Gegenteil: Hier wird der Leser von Anfang an darauf getrimmt, dass im Overlook Hotel irgendetwas Schlimmes passieren wird. Das nimmt der Story erstmal ein bisschen den Wind aus den Segeln. Dann etwas, das typisch King ist, für mich aber nicht ganz so im positiven Sinne: Auch hier finden wir sehr viele, sehr langatmige und einfach langweilige Geschichten, bei denen man abschweift, die einen nicht halten können.
Das Hotel an sich wird auch eher zwanghaft „vergruseligt“. Anfangs hat man echt nicht das Gefühl, dass an ihm etwas nicht stimmt. Und später wird das erst Stück für Stück und nervig nach und nach festgestellt. Erstmal kommen die Heckentiere dran, werden schön abgearbeitet, dann ist alles wieder gut, danach kommt Zimmer 217, und so weiter… diese Tatsache lässt ein wenig holpern, genau wie die, dass Jacks Verrücktheit ebenso unentschlossen voranschreitet. Ich weiß nicht, ob man es Schizophrenie nennen kann, wie bei Danny, aber irgendwie ist auch das seltsam dargestellt: Jack wird wütend, dann wieder völlig normal. Wahnsinnig, normal. Absolut durchgedreht, völlig normal, Mörder. Allgemein fehlt mir hier der schleichende Prozess – das ganze Buch kam mir Schlag auf Schlag zusammengesetzt vor. Die richtige Action, in dem das aufhört und endlich das richtige Buch beginnt, sind vielleicht die letzten hundert Seiten, und auch das, das Finale, ist so unglaublich langgezogen und hinausgezögert worden.
Allerdings darf die Erwähnung zur Grundidee des Buches nicht fehlen: Das Shining. Es steht an sich zwar nicht wirklich im Vordergrund, ist aber eine einzigartige Idee, die wirklich verschwendet gewesen wäre, hätte Stephen King nicht "Doctor Sleep" geschrieben. Die Idee ist außergewöhnlich für einen King, da sie mehr Fantasy/SciFi ist als wir gewohnt sind. Nichtsdestotrotz jongliert unser Sprachkünstler mit Leichtigkeit damit.
Irgendwie habe ich das Buch gemocht… trotz der Unvollständigkeit war Jack ein interessanter Charakter, ebenso auch Danny, der mit der Fortsetzung „Doctor Sleep“ sogar sein eigenes Buch bekommt. Wendy, Halloran, eigentlich alles sehr interessante Charaktere, wie könnte es bei einem King auch anders sein. Und das Buch allgemein… irgendwie hat es sich gelohnt, es zu lesen, aber irgendwie auch nicht. Meine Meinung ist da etwas zwiegespalten. Es ist ein gutes Buch, absolut, aber ob ich es jemandem anderen als einem King-Fan wie mir ans Herz legen würde, ist fraglich :)