Rezension

Extrem schlechter Schreibstil, der alles kaputt macht

Cry Baby - Gillian Flynn

Cry Baby
von Gillian Flynn

Bewertet mit 2 Sternen

Fazit: Gute Idee, extrem schlechte, langweilige Umsetzung mit nicht authentischen Charakteren und einem schlechten Schreibstil.

Inhalt: Die 32-jährige Reporterin Camille Preaker arbeitet bei einer kleinen Chicagoer Zeitung. Ihr Chef Curry wittert eine heiße Story in Wind Gap, wo vor 9 Monaten sowie vor wenigen Stunden jeweils eine Mädchenleiche gefunden wurde – erdrosselt und gezogenen Zähnen. Er schickt Camille nach Wind Gap, ihrem Heimatort, an den sie nicht gerne zurückdenkt: Mit ihrer Mutter hat sie sich nie gut verstanden und ihre kleine Schwester ist wegen diversen Krankheiten gestorben, als Camille 13 Jahre alt war.

 

Meine Meinung

Ich habe das Buch gekauft, da ich Gone Girl, ebenfalls ein Buch von der Autorin Gillian Flynn, zwar nicht gelesen, sondern dessen Verfilmung gesehen habe. Der Film gefiel mir äußerst gut, die vielen Wendungen machten ihn spannend und obwohl ich von Anfang an die Vermutung für das kommende Ende hatte, habe ich den Film sehr gerne gesehen. Deswegen habe ich mich sehr auf das Buch Cry Baby gefreut und hoffte auf eine ebenfalls sehr spannende Story – gerne auch mit einigen Wendungen.

 

Der Schreibstil: Leider hat mich das Buch von Anfang an nicht mitgenommen: Der Schreibstil hat mir seit der ersten Seite nicht zugesagt. Die Sätze sind vor allem am Anfang teilweise nur bestehend aus 2 Wörtern – meist Adjektiv und Hauptwort. Dies entspricht schlichtweg nicht meinem Geschmack, da es für mich sehr umgangssprachlich klingt. Im Kontrast steht für mich das Buch Das Parfum von Patrick Süskind, dass ich nur wenige Tage vor Beginn von Cry Baby gelesen und beendet hatte: Hier war der Schreibstil zwar anspruchsvoller als ein „einfacher“ Roman, jedoch merkte man stilistische Mittel, ohne dass sie einem aufgedrückt und gekünstelt vorkamen. Genau dieses Gefühl erfasste mich  jedoch bei Cry Baby. Für mich ist das Buch eher so geschrieben, wie eine Freundin mir die Geschichte erzählen würde. Dazu gehören nicht nur die kurzen Sätze. Ich habe zudem seit Beginn des Buches das Gefühl gehabt, einen Prolog zu lesen. Das Geschriebene hat mich in keiner Weise berührt oder mitgenommen. Ich fühlte keine erzeugte Spannung durch den Schreibstil, sondern allein durch meine Neugierde einfach wissen zu wollen, wer die beiden Mädchen umgebracht hat. Zudem wurden Handlungen beschrieben bei denen ich das Gefühl hatte, dass der einzige Grund, warum sie nun hier stehen, der ist, die Leser zu fesseln. Für die Handlungen hatten sie keinen Mehrwert und waren sogar irrelevant. Dies wirkte auf mich sehr aufgesetzt und schlichtweg „nicht gekonnt“. Spannung sollte anders aufgebaut werden als durch Momente, die zwar außergewöhnlich sind, in der Handlung jedoch irrelevant. Teilweise wurden sogar Sätze verwendet, die aus dem Zusammenhang genommen einzeln einfach „da waren“.

 

Die Hauptprotagonistin: Wie schon beschrieben berührte mich das Buch in keiner Weise. Ausgenommen sind Textstellen, in denen ich Ekel vor den Handlungen der Protagonisten verspürte. Mich hat auch die Hauptprotagonistin Camille nicht mitgenommen: Sie blieb für mich als Person gekünstelt und blass. Selbstverständlich sind ihre schwere Vergangenheit sowie ihre Selbstverletzungen Aspekte, die sie zu etwas besonderem machen. Jedoch wirkte dies von Anfang an für mich aufgesetzt und nicht authentisch.

Camille ist 32 Jahre alt und führt sich auf wie ein Mädchen mit unter 30 Jahren. Sie lässt sich von ihrer Mutter behandeln, als wäre sie nie ausgezogen und noch minderjährig. Ob dies ihre Labilität und „psychischen Probleme“ unterstreichen sollte? Wahrscheinlich schon, jedoch wirkte es ebenfalls nicht authentisch und eher drapiert. Zudem ist von Anfang klar, dass sie – obwohl sie nur Berichte über die Morde schreiben soll! – den Fall selbst lösen will. Zwar wird dies nicht genannt, aber das ist so ziemlich das einzige, was sie in Wind Gap macht. Dabei stößt sie mehr zufällig als mit Köpfchen auf Fährten und erinnert mich so an ein Computerspiel, bei dem man Schritt für Schritt vorgeschriebene Handlungen aufführt. Sie wirkt höchst unerfahren und deswegen finde ich es sehr unrealistisch, dass sie etwas schafft, dass die ansässige Polizei beziehungsweise die Hilfe aus der Nachbarsstadt nicht vollbringt.

Die Handlungen von Camille sind teilweise ebenfalls sehr jugendlich, wodurch ich mich frage, wie sie es in Chicago überhaupt geschafft hat ihr Leben allein und selbstständig zu führen. Da ich keine Handlungen spoilern möchte, gehe ich nicht genauer drauf ein.

 

Die Halbschwester von Camille: Die Mutter von Camille, Adora, und ihr Mann Alan, Camilles Stiefvater, haben vor 13 Jahren ein gemeinsames Kind bekommen: Amma. Amma ist somit 13 Jahre alt und verhält sich wie eine Asoziale aus dem Bilderbuch. Anders kann man ein drogennehmendes, pöbelndes, mobbendes, Alkohol trinkendes Kind in Minirock und bauchfreien Top nicht beschreiben. Aber unabhängig von ihrem Alter ist auch Amma wie Camille von der Person her für mich nicht authentisch. Sie nervt mich nur, ist von der Person her ein Stereotyp, nervig und unrealistisch. Nicht unrealistisch, dass ich mir nicht vorstellen könnte, dass es solche Leute nicht geben würde, sondern unrealistisch beschrieben. Hier wirkt selbstverständlich wieder der Schreibstil, der mich wirklich ein Buch lesen lässt und mir nicht die Möglichkeit gibt, mich in das Buch fallen zu lassen.

 

Das Buch als Gesamtes: Unabhängig vom Schreibstil und den für mich sehr Stereotypen, nicht authentischen Protagonisten ist der Handlungsverlauf sehr platt gehalten. Camille wandert von A zu B zu C zu D. Am Ende hat man das Gefühl, das nicht sonderlich viel passiert ist. Die letzten Seiten sollten im besten Fall noch einmal große Spannung aufbauen: Dies war leider nicht der Fall, was dem Schreibstil ebenfalls zu verschulden ist. Sogar die letzten Seiten, die – wie das gesamte Buch! – extrem spannend und schockierend sein könnten, waren für mich platt, blass und langweilig. Die Auflösung finde ich durch den unfähigen Schreibstil vorhersehbar. Insgesamt hätte das Buch – wie der Film Gone Girl – extrem spannend sein können. Stattdessen komme ich mir vor, als würde ich die Idee eines Buches (oder Films) lesen, die noch „ausgeschrieben“ werden müsste.

 

Fazit: Gute Idee, extrem schlechte, langweilige Umsetzung mit nicht authentischen Charakteren und einem schlechten Schreibstil.