Rezension

Familie und Kakteen

Ich wollt, ich wär ein Kaktus - Mina Teichert

Ich wollt, ich wär ein Kaktus
von Mina Teichert

Bewertet mit 4 Sternen

Lu ist sauer und zwar so richtig. Was denkt sich ihre Mutter eigentlich dabei, Lu’s Leben völlig auf den Kopf zu stellen? Weder will sie zu Oma Käthe ziehen, noch eine neue Schule besuchen und auch Mamas neuen Freund findet Lu doof. Aber Mama hat kein Einsehen und so muss Lu wohl oder übel ihre heißgeliebte Kakteensammlung einpacken und sich auf das Landleben einstellen. Und momentan wünscht sie sich eigentlich nur eines, selber ein Kaktus sein. Doch bald schon muss sie feststellen, dass dieses neue Leben auch einiges spannendes zu bieten hat. Vielleicht sollte sie ihre Stacheln lieber wieder einziehen?

Die Zielgruppe von „Ich wollt, ich wär ein Kaktus“ sind Mädchen ab 10 bis 12 Jahren. Meiner Meinung nach ist diese Empfehlung auch durchaus passend. Ich denke, dass sich vor allem Mädchen die sich in einer ähnlichen Lebenssituation, Trennung der Eltern bzw. Patchwork Familie, sich sehr gut in die Hauptperson Lucinda hineinversetzen können. Das teilweise sehr zickige und rebellische Verhalten von Lu war einerseits sehr erheiternd, manchmal aber auch anstrengend und ein wenig nervig. Erschwerend kam noch hinzu, dass ich mir an vielen Stellen nicht mehr sicher war, wie alt Lucinda eigentlich ist. Manchmal hatte man das Gefühl eine trotzige vierjährige vor sich zu haben und dann wieder einen verknallten Teenager.
Mina Teichert besticht mit einem angenehm spritzigen und lockeren Erzählstil wodurch die Seiten nur so an einem vorbeifliegen. Dieser Eindruck wird auch noch dadurch unterstützt, dass sich die Ereignisse teilweise fast ein wenig überschlagen. Angesprochen werden hier in äußerst humorvoller und manchmal auch skurriler Art und Weise die mehr oder weniger gängigen Themen des Erwachsenwerdens: Trennung der Eltern, Patchwork Familie, Schulstress und erste Liebe. Manchmal hatte ich persönlich den Eindruck, dass weniger eindeutig mehr gewesen wäre. Hier spricht aber wahrscheinlich die erwachsene Leserin aus mir, die alles gerne bis ins kleinste Detail analysiert und teilweise vergisst wie es ist Kind zu sein.

Meiner Meinung nach ein sehr schönes Buch, nicht nur für Kinder die gerade eine Scheidung der Eltern miterleben müssen. Als Erwachsenenlektüre allerdings nur bedingt geeignet.