Rezension

Fantasievolles Wintermärchen in Zeiten der Raunächte

Das Frostmädchen - Stefanie Lasthaus

Das Frostmädchen
von Stefanie Lasthaus

Bewertet mit 3 Sternen

"Das Frostmädchen" von Stefanie Lasthaus erschien im Heyne-Verlag (2016, TB) und bezaubert durch ein wunderschönes Cover, das den Kopf einer jungen Frau mit geschlossenen Augen im oberen Bildbereich, im unteren Bildbereich einen verschneiten Winterwald zeigt. Zur Romanhandlung passt dies zauberhaft zusammen und hat mein Leseinteresse auch durch die Leseprobe 'angelockt'.

Es handelt sich bei der Geschichte des "Frostmädchens" um einen Genremix aus Fantasy und Mystery mit thrillerhaften Elementen, einer frauenspezifischen Thematik (Emanzipation), sowie einer Liebesgeschichte, die im Okkult-Märchenhaften angesiedelt ist.
Neve, die 21jährige Hauptprotagonistin, ist mit ihrem Freund Gideon für eine Woche in die kanadischen Wälder gefahren, wo sie die Zeit in einem Resort recht abgeschieden verbringen wollen. Nach einem handfesten Streit flieht Neve und verirrt sich in den Weiten der kanadischen Wäldern.... Lauri, ein 23 Jahre alter adoptierter Illustrator, der eine Auszeit in der Hütte der Eltern seines Freundes Ben nimmt und dort zeichnen will, findet die fast leblose Neve und nimmt sie mit zu sich in seine Hütte. Es entspinnt sich eine zarte Liebesgeschichte, die sich durch den gesamten Roman weiterentwickelt und diesen trägt. Vieles an Neve gibt Lauri  Rätsel auf, so sind ihre Hände und ihre Haut recht kühl, sie mag weder heiße Getränke noch das Kaminfeuer, Kälte und Schneestürme scheinen ihr nichts anhaben zu können
Die Hauptprotagonisten Neve und Lauri bleiben etwas schemenhaft, zu Neve konnte ich keine Nähe herstellen, da ihr Verhalten oft sehr ambivalent ist; am sympathischsten erschien mir Lauri, dessen Handlungen auch am Glaubhaftesten auf mich wirkten. Dabei spielte eine Rolle, dass der "Zustand" Neves für mich nicht klar war - weilt sie noch unter den Lebenden oder bereits unter den Toten? Das Thema Verlust spielt bei beiden eine Rolle in diesem Roman, den ich - im Vordergrund die Fantasy -  einem Genremix zuordne.
Die Handlung war stellenweise recht langatmig und sich wiederholend (inhaltlich); teils war auch die Handlung etwas verworren und eine winterlich-eisige Rettungsaktion jagte die nächste...
Positiv fand ich hingegen den Schreibstil von Stefanie Lasthaus: Die Beschreibung des kanadischen Winters mit Schneestürmen, Eishageln und winterlicher Kälte  in den Wäldern nördlich der großen Städte wie Vancouver wird sehr bildhaft, atmosphärisch dicht dargestellt. Dadurch schafft es die Autorin, in klarem, prägnantem, gut strukturiertem Schreibstil, im Leser eine Art "Winterfeeling" aufkommen zu lassen, was mir persönlich gut gefallen hat.
Am Ende des Romans, in dem sowohl Neve als auch Lauri in große Gefahr durch die Winterherrin geraten, geht es auch um die große Macht der Liebe, die von finsteren Wintermächten nicht so schnell gebrochen werden kann. So ist der Plot dieses Fantasy-Märchens recht gelungen, da es sich um einen Kompromiss handelt, mit dem beide Protagonisten leben können....

Fazit:
Für Leser von fantasievollen Geschichten, in denen es um Liebe und Mitgefühl geht; in einer gut beschriebenen und atmosphärisch dichten winterlich-eisigen Kulisse in Kanadas Wäldern, kann ich "Das Frostmädchen" empfehlen; mir waren die Wiederholungen und die Langatmigkeit zeitweise etwas zu viel und die Geschichte konnte mich nicht wirklich überzeugen, der verzauberte "Funke" aus der Leseprobe sprang leider nicht über.  Ich vergebe daher 3 Sterne am winterlichen Bücherfirmament, denke aber, dass die Autorin noch mehr Potenzial besitzt und eine Steigerung durchaus denkbar ist.