Rezension

Fantastische Welt, toller Protagonist

Die Furcht des Weisen. Teil 1 - Patrick Rothfuss

Die Furcht des Weisen. Teil 1
von Patrick Rothfuss

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt

Das Leben an der Universität geht weiter für Kvothe, ebenso wie seine erbitterte Rivalität mit Ambrose. Gleichzeitig hat er seinen Wunsch, mehr über die Chandrian und den Tod seiner Eltern zu erfahren, noch nicht aufgegeben und immer noch mit Geldproblemen zu kämpfen. Konflikte und Abenteuer stehen an.

Meinung

„Der Name des Windes“, der erste Teil der noch immer unvollendeten Trilogie von Patrick Rothfuss, begeisterte mich vor einigen Jahren vor allem durch die fantastische, komplexe und extrem gut durchdachte Welt, die der Autor einwickelt hat. Dass der zweite Band im Original so dick geworden ist, dass man ihn im deutschen Verlag in „Die Furcht des Weisen 1“ und „Die Furcht des Weisen 2“ aufgeteilt hat, spricht dafür, dass man auch in diesem Roman wieder tief in Kvothes Welt hineingesogen und eine Menge lernen wird.

Die Welt, in der Kvothe und seine Freunde leben, ist in meinen Augen die größte Stärke der Reihe. Die Formen von Magie und vor allem ihre „Wissenschaftlichkeit“ mit den vielen Erklärungen und Feinheiten haben mich bereits im ersten Band begeistert und auch diesmal habe ich die Beschreibungen von Kvothes Seminaren und seinen Sympthie- und Sydralgie-Projekten wieder sehr genossen. Man lernt auch mehr über die Fähigkeiten anderer Leute, nicht nur über Kvothes Können, und mehr über die geheimnisvolle Namenskunde.
Hinzu kommt in „Die Furcht des Weisen“ auch der Aspekt der Kultur, denn Kvothe kommt im Laufe des Buches mit Menschen aus sehr verschiedenen Orten der Welt in Berührung und lernt viel über die Bräuche anderer Menschen und ihre Art zu kommunizieren. Besonders hier bewundere ich Patrick Rothfuss‘ Kreativität und Fantasie, denn eine Kultur zu erfinden, die völlig anders funktioniert als die eigene, sich andere Moralvorstellungen und eine andere Körpersprache auszudenken und diese Informationen nebenbei in eine Geschichte einzuweben, ist in meinen Augen eine Meisterleistung.

Was den Aufbau des Romans betrifft, muss man sich bewusst sein, dass es sich bei der Binnenhandlung um die Lebensgeschichte vom Kvothe handelt, die dieser dem Chronisten erzählt. Er erzählt sie nicht in Bezug auf einen bestimmten Aspekt, ein bestimmtes Abenteuer und ist nicht darauf bedacht, sie besonders spannend klingen zu lassen, sondern möchte die Wahrheit erzählen, die teilweise unspektakulärer ist, als die Legenden sie darstellen.
Dadurch enthält der Roman, besonders in der ersten Hälfte, auch sehr viele Beschreibungen von Kvothes Alltag an der Universität, dem Zwist mit Ambrose, seinen Geldsorgen und seinen Begegnungen mit Denna, die mysteriös und schwer greifbar ist wie immer. In der zweiten Hälfte des Romans tut sich dann etwas mehr in Kvothes Leben, neue Orte und Figuren kommen hinzu und die Handlung wird abwechslungsreicher.
Ich persönlich fand das Leben an der Universität mit den sehr ausführlichen Beschreibungen äußerst spannend und habe mich über die bösen Streiche, die Ambrose und Kvothe einander spielen, gut amüsiert. Kvothe selbst war mir so sympathisch und ich fand seine aufmüpfige Art so unterhaltsam, dass es mich nicht gestört hat, wenn es mal eine Zeit lang an Action fehlte. Der Roman kam mir dennoch sehr kurzweilig vor, auch wegen der vielen tollen Details über die Fantasywelt.

Die Längen, die ich in Band 1 bemängelt habe, waren für mich diesmal also kein Problem. Dafür war ich nicht gänzlich zufrieden mit Kvothe. Er ist ohne Zweifel intelligent, mutig und durch seine freche, gewitzte Art unterhaltsam. Und irgendwie freut man sich auch, wenn er mit seinem extrem starken Kräften seinen Gegnern eins auswischt. Wenn man sich allerdings vor Augen führt, dass er in diesem Band gerade mal 16 wird und noch nicht einmal zwei Jahre studiert, wirken seine enormen Kräfte, denen zum Teil nicht einmal zwei seiner Kommiliton*innen gleichzeitig das Wasser reichen können, das ein oder anders Mal doch etwas übertrieben und zu perfekt.

Fazit

„Die Furcht des Weisen - Teil 1“ hat mich, ähnlich wie sein Vorgänger, trotz der eher gemächlichen Handlung durch die komplexe und faszinierende Welt mit spannenden Formen von Magie und Darstellungen anderer Kulturen begeistern können. Lediglich der sehr unterhaltsame Protagonist erschien mir teilweise zu perfekt.